1. Bd. 2
- S. 76
1863 -
Stuttgart Calw
: Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Iii. Die Zeit der bedrängten Kirche.
Zum gemeinschaftlichen Gottesdienste ver-
sammelte man sich vornehmlich am Sonntage, dem
Tage des Herrn (wo er als Sieger über Sünde, Tod
und Hölle auferstand), und an den Festtagen, von
denen Ostern und Pfingsten früher als Weihnach-
ten gefeiert ward. Die Versammlung fand anfänglich
meistens in den Sälen der Vornehmen statt; erst im
3. Jahrhundert begann man besondere Hauser dazu oder K i r-
chen zu bauen. Der damalige Gottesdienst war unserm
evangelischen sehr ähnlich, — es wurde ein Abschnitt
der h. Schrift vorgelesen, daran der Bischof oder ein
Aeltester eine erbauliche R ed e knüpfte; darauf folgte das
allgemeine Gebet; dann wurden die Opfer (Gaben)
für Lehrer und Kirchendiener (welche dazumal noch keine
fixe Besoldung hatten), für Arme, Wittwen und Waisen
gespendet; hierauf gaben sich alle, die Männer den Männern,
die Frauen den Frauen, den Kuß der geschwister-
lichen Liebe, die schließende Krone des Gottesdienstes,
allsonntäglich, war die Feier des hochheiligen Abend-
mahls; Gesang, besonders von Psalmen, durchzog das
Ganze.
Gleich heilig wie das Abendmahl wurde die Taufe
gehalten, auf welche diejenigen, die um Aufnahme in die
christliche Kirche gebeten hatten, durch Unterricht vorbe-
reitet wurde». Diese hießen darum Ka rechn menen
(Unterrichtetwerdende). Zu gewissen Zeiten in feierlicher
Versammlung wurde dann das h. Sakrament an ihnen
vollzogen. Vor dem Empfange der Taufe inußten sie
das christliche G lau bens beken nt niß (die drei Artikel
im zweiten Hauptstücke unsres Katechismus) ablegen, welches
schon aus der Apostel Zeit herrührt und bis auf diesen
Tag das allgemeine Glaubensbekenntniß der
Christenheit geblieben ist.
Außer der Taufe und dem Abendmahl hatte mau kein
Sakr am ent.
Die christlichen Gemeinden standen unter einander in
regem Verkehr, den sie durch Briefe und Reisende