1. Bd. 2
- S. 84
1863 -
Stuttgart Calw
: Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Iii. Die Zeit der bedrängten Kirche.
Wir reden hier nicht von den Plakereien und Quälereien
im Einzelnen und Kleineren, denen die Christen an den
meisten Orten fort und fort ausgesetzt waren, sondern
nur von den größern, allgemeinern, ja wohl durch das
ganze römische Reich hin sich erstreckenden Verfolgungen,
deren gewöhnlich, wenn auch ungenau, zehn angenom-
men werden.
Da hatten die armen Christen unsäglich viel zu er-
dulden. Mit Geschrei und Lästerung, daß sie Rebellen,
daß sie Gottesleugner wären, daß sie Blutschande trieben,
Menschenfleisch äßen rc. stürmte man gegen sie aus. Man
suchte sie in ihren Häusern, in allen Winkeln auf und
mißhandelte sie auf die roheste Weise. Man fiel in ihre
h. Versammlungen ein und jagte sie auseinander, daß sie
nur des Nachts noch sich zu versammeln wagten und oft
kaum in Höhlen und Grüften sich sicher wußten. Schaaren
derselben wurden ergriffen, vor die Gerichte gezogen und
wenn sie vor den Bildnissen der Götter und den Büsten
(Brustbildern) der Kaiser nicht anbeten wollten, in's Ge-
fängniß, zu grausamen Martern, zum Tode geschleppt.
Sie wurden geköpft, gekreuzigt, gesteinigt, verbrannt, den
Löwen und Tigern vorgeworfen und auf manche andere
schauderhafte Weise umgebracht.
Die erste größere Cbristenverfolgyng von heidnischer
Seite fand schon unter dem Blntmenschen Nero (v. 64—
68) statt. Dieser ließ, wie § 1 bemerkt, ganz Rom in
Brand stecken und dann, um den grimmigen Volksbaß
von sich abzuwenden, die Christen der Brandstif-
tung beschuldigen. Jetzt fiel man unmenschlich über
diese her; sie wurden jammervoll gequält und gemordet,
viele in Thierfelle genäht und von den Hunden zerfleischt,
viele lebendig mit Werg und P ech umzogen und
des Nachts als Fackeln in den Gärten des Kai-
sers angezündet, welcher in einem Prachtwagen, an
diesem Schauspiele sich erlnstigeud, durch die langen Flam-
menreihen hindurchfuhr.
Auchtrajan, dieser sonst löbliche Kaiser, stritt, von