1. Bd. 2
- S. 231
1863 -
Stuttgart Calw
: Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 3. Die sächsischen Kaiser.
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grafen Gero zwang er den Herzog Miesko von Polen,
die deutsche L e hen s b o b eit anzuerkennen. Der
Dänenkönig Harald, der Blauzahn, fiel in die Mark-
grafschaft Schleswig ein; — Otto treibt ihn hinaus
und dringt siegreich durch ganz Dänemark bis in die
Spitze Jütlands vor. Harald muß ihm den Lehens-
eid schwören; so gehört auch Dänemark zum deut-
schen Reiche.
Und auch Italien brachte Otto wieder dazu. Dort
und besonders in Rom war es seit Arnulf bunt und
graulich hergegangen. Fast ein halbes Jahrhundert lang
(erste Hälfte des zehnten) hatten drei liederliche Weibs-
personen, Theodora, die Mutter, und ihre Töchter
Theodora und Marozia, den römischen Stuhl be-
herrscht »nd ihre Söhne, Enkel und andere Leute ihres
Beliebens, die schändlichsten und unfähigsten
Menschen zu Päpsten gemacht. Dazu stand im ganzen
Lande Partei gegen Partei, und das Haupt bald dieser,
bald jener riß die Herrschaft und wohl auch die Kaiser-
krone an sich. Zuletzt war ein gewisser Lothar, aus
Bnrgundischem Geblüte, König von Italien gewesen, aber
von einem Markgrafen Berengar von Jvrea, so
sagte man wenigstens allgemein, durch Gift ans dem
Wege geräumt worden. Genug, dieser Berengar eignete
sich jetzt das Königthum zu und um sich darin zu be-
festigen, wollte er Lothars Wittwe Adelheid, die schönste
Frau ihrer Zeit, mit seinem häßlichen Sohne vermählen.
Allein derselben graute vor einer solche» Verbindung und
sie entfloh. Indessen wurde sie eingeholt und nun aufs
Aergste mißhandelt. Willa, die Frau des Berengar,
schlug sie mit Fäuste», trat sie mit Füßen, schleifte sie an
den Haaren herum. Endlich warf mau sie in einen
Thurm. Ein ihr treuergebener Mönch jedoch, der die
Mauer des Thurmes durchbrach, befreite sie daraus, und
sie konnte sich nach dem festen Schlosse Kanossa retten.
Von hier aus flehte sie de» deutschen König um Hilfe
an, indem sie ihm, welcher Wittwer war, zugleich ihre