1. Bd. 2
- S. 313
1863 -
Stuttgart Calw
: Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 7. Innocenz Iii.
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fort. Herrschen wollte er über alles Geistliche und
Weltliche auf Erden.
Daß solche Herrschaft bei dem oft so ungebundenen
Wesen und ungerechten Verfahren der weltlichen
Fürsten in gar manchen Fällen auch wohlthätig wir-
ken konnte, dem läßt sich nicht widersprechen, und daß
sie Innocenz selbst wirklich zum Besten der Mensch-
heit zu brauchen gedachte, das wollen wir nicht in Ab-
rede stellen; aber das rechtfertigt sie doch wahrlich nimmer-
mehr. Denn ganz abgesehen von dem ungleich größern
Schaden anderseils, so mußte doch vor allem das gött-
liche Wort beachtet werden, das klar und laut dagegen
spricht, wie wir Iv., 10. und Viii., 1. nachgewiesen
haben. Man darf nicht Gottes Gebot übertreten, auch
wenn die Uebertretung gute Folgen wahrnehmen lassen
sollte, „man darf nicht Uebles thun, ans daß Gutes her-
auskomme" (Rom. 3, 8.). Aber Innocenz hat, selbst
wenn wir ihm die reinste Meinung zutrauen wollen,
„U e b l es g e th a n, a u f d a ß G n te s d a r a n ö k o m m e."
er hat in dem steifen Gedanken, daß die päpstliche All-
gewalt der Menschheit heilsam sei, Christi Aussprüche von
der Beschaffenheit seines Reiches und von der Stellung
seiner Diener (Joh. 18, 36. Luk. 22, 25. 26.), die ihm
nicht unbekannt sein konnten, ju Boden getreten mehr
noch als Hildebrand.
Indessen gelang ihm sein Streben noch besser, als
diesem. Innocenz Iii. brach te di e päpstliche Macht
auf den höchsten Gipfel. Unter ihm war die
Glanzzeit der Hierarchie (d. h. der Herrschaft der
Kirche, worunter man eben den Papst und Clerus ver-
stand).
Zunächst suchte er seinen eigenen weltlichen
Stand zu vergrößern, um seiner „überirdischen Macht
auch eine stärkere irdische Stütze zu verschaffen; und durch
Gewalt und Klugheit brachte er die Mark Ankona
und das Herzogthum Spoleto zu den Besitzungen
des römischen Stuhles. Dann forderte er von allen
Lesebuch der Weltgeschichte. Ii. 14