Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1. Bd. 2
- S. 349
1863 -
Stuttgart Calw
: Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
§'12. Kunst u. Wissenschaft im 12. n. 13. Jahrh. 349
luil gcii lied für daö größte Epos des deutschen
Volkes. Meine werthen Leserinnen werden aber doch,
fürchte ich, keinen rechten Geschmack daran finden, denn
es kommt gar zu Arges und Gräßliches darin vor.
Ein liebliches Gegenstück ist „das Lied von Gud-
run," einer Friesischen Königstochter, gleichfalls von
einem unbekannten Verfasser. Da sehen wir statt einer
stolzen, wilden, schrecklichen Kriemhild ein edelweibliches,
demüthigduldendes, feste Treue haltendes Frauenbild.
Die „Gudrun" ist gewiß eine der schönsten Blumen
im deutschen Dichtergarten.
Walther von der Vogelweide hat nur lyrische
Gedichte verfaßt, aber vortreffliche, und darin namentlich
auch die Ehre des deutschen Vaterlands und die
Herrlichkeit der Kirche gepriesen. Er meint aber
nicht die Kirche, wie sie damals war, sondern die unver-
derbte, erkennt viel von ihrem Verderben und tritt in-
sonderheit den päpstlichen Anmaßungen mit Kraft ent-
gegen. Ueberhaupt standen manche dieser Dich-
ter auch bezüglich der Religion ans einer h ö h e r n
Stufe und findet sich bei ihnen noch oder schon
mancher Strahl des evangelischen Lichtes.
Die Dichter hielten sich häufig an den Höfen gesang-
liebender Fürsten auf. So waren die vier genannten
und noch andere im Anfange des dreizehnten
Jahrhunderts am glänzenden Hofe des Landgrafen
Hermann von Thüringen auf der Wartburg beisam-
men und sangen da ihre holden Lieder zum Saitenspiele,
daß die Herzen der Hörer sich wonniglich ergötzten. Sie
hielten poetische Wettkämpfe miteinander, woraus die
Sage „vom großen Dichterkrieg auf der Wart-
burg" (1207) entstand. Aber die Fürsten dichteten auch
selbst mit; der Züricher Rathsherr Rüdger von Ma-
ri esse hat um 1300 eine große Sammlung von Minne-
liedern herausgegeben, worunter sich viele von fürstlichen
Verfassern befinden.
Es gab auch „fahrende Sänger," von geringerer