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1. Bd. 2
- S. 426
1863 -
Stuttgart Calw
: Vereinsbuchh. [u.a.]
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
426
X. Da- Kommen einer neuen Zeit.
Da er seit 1402 auch die Predigerftelle an der Beth-
lehemskirche zu Prag bekleidete, und die Seelsorge mit
regem Eifer betrieb, lernte er die Schaden des Volkes
besser kennen; und es schmerzte ihn tief, wie verzweifelt
böse sie waren. Die Ursachen derselben erblickte er gleich
anfangs einmal in dem schlimmen Vorgänge des Elerus,
dann aber auch vornehmlich in dem von diesem dem Volke
beigebrachten Wahne, daß einige äußerliche Religiosität
und äußere todte Werke schon ein rechtes Christeuthum
seien. Gegen solchen Wahn eiferte er jetzt schon kräftig-
lich und drang nachdrücklichst auf ein innerliches,
lebendiges Christenthum.
Nun wurde er aber auch mit Wicklifs Schriften be«
kannt und von denselben noch weiter in die Wahrheit und
namentlich zur heil. Schrift als der alleinigen Wahr«
beitsquelle geleitet; und je mehr er in dem göttlichen
Buche forschte, desto mehr fiel Licht in seine Seele hin-
ein, desto Heller erkannte er aber auch die gänzliche
Verdorbenheit der bestehenden Kirche. Und jetzt
-trat er noch viel stärker hervor. Er kämpfte in Wort
und Schrift freioffen, wie gegen die schandbare Aufführung
des Elerus und gegen den todten Ceremoniendienst, so
namentlich auch gegen den Betrug des Papstthums und
gegen den Wust des Aberglaubens, mit dem man das
arme Volk bethört habe. Er verwarf den ganzen Kram
der Me n sche usa tzu n g e n und Fündlein, und er-
klärte auf's Entschiedenste, daß nichts in der Kirche
gelten könne, was nicht in der heil. Schrift
gegründet sei, welche allein die untrügliche
Richtschnur des Glaubens und Lebens sei und
alles enthalte, was der Mensch zum Seligwer-
den nöthig habe. Er fand bei Vielen Beifall und die
Wahrheit drang in ihre Herzen ein.
Der Erzbischof Sbinko in Prag sammt seiner Geist-
lichkeit erboste sich wider ihn und verklagte ihn beim
Papste (dem Pisaner). Der Papst unterwarf die Wicklifffiti-
schen und Huffsitischen Lehren einer Untersuchung und