1. Bd. 1
- S. 30
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
30 Hi- Die Israeliten, das Volk der Wahl.
Bei dem Glück, das Isaak unter dem Gnadenflügel
seines Gottes genoß, hatte er doch einen herben Kummer;
sein geliebtes Weib war unfruchtbar. Er flehte für sie
zum Herrn, und dieser ließ sich erbitten; Rebekka ward
schwanger, und sie merkte, daß es sogar Zwillinge wären.
Der Herr aber sprach zu ihr, ehe sie geboren waren,
daß der Größere dem Kleinern dienen werde.
So ging die große Verheißung auf den Jüngeren
über; denn Gott will frei schalten in Verleihung Seiner
Gnadengaben. Als ihre Zeit kam, gebar Rebekka zwei
Söhne, den röthlichen rauhen Esau und den feinen
Jakob.
Esau ward ein Ackermann und schweifte noch lieber
als Jäger umher; Jakob aber wurde ein frommer Mann
und blieb in den Hütten beim Vieh. Als Letzterer einst
ein Linsengericht gekocht, kehrte Esau müde vom Felde
heim, und da er die einladende Speise sah, verkaufte er
seinem Bruder um dieselbe sein Erstgebnrtsrecht; so ver-
achtete er Gottes Gabe.
Auch den Isaak würdigte Gott einer Erscheinung,
und bestätigte ihm, was Er seinem Vater versprochen,
daß seine Nachkommen das Land Kanaan besitzen, und
daß sie wie die Sterne des Himmels gemehrt werden,
und daß durch seinen Samen alle Geschlechter
auf Erden gesegnet werden sollten.
Da nun Isaak alt war und sein Gesicht dunkel, hieß
er den Esau ein Wildpret fangen und es ihm zubereiten,
wie er's gern hatte, daß er esse und ihn dann segne,
ehe denn er sterbe. Mit diesem Ersten Segen, den der
Vater aussprach, hätte er das Kleinod der Familie, die
Messiasverheißung, auf Esau übergetragen; und
hier sehen wir den frommen Isaak fehlen, daß er im
Trieb natürlicher Liebe zu dem ältesten Sohne der Be-
stimmung Gottes (1 Mos. 25, 23.) entgegen wirken wollte.
Rebekka aber, als sie cs hörte, wollte dem lieben Gott
— was dieser freilich nicht nöthig hatte — helfen, Seine
Verkündigung hinauszuführen. So bereitete sie denn,