1. Bd. 1
- S. 68
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
63 Iv. Aelteste Geschichte von andern Völkern und Ländern.
von der sie aber noch wenig herausgebracht haben. Ich
bemerke hiebei, daß die Franzosen im Jahr 1834 einen
der kleineren Obelisken von 70 Fuß Höhe, welcher in
dem egyptischen Dorfe Luxor stand, mit unsäglicher An-
strengung herübergeschafft und in Paris aufgestellt haben.
Ein anderes Wunderwerk ist das Labyrinth (zu
deutsch Jrrgang). Innerhalb einer weit herumlaufenden
Mauer stand ein ungeheuerliches Gebäude, das hoch hin-
auf übereinander und ganz unregelmäßig durcheinander
1500 Gemächer (größere und kleinere) enthielt, so daß
man sich ohne Führer auch mit einer Lampe leicht darin
verirren, und wenn einem das Licht ausgieng, bei der
völligen Dunkelheit des Gebäudes, nimmermehr heraus-
finden konnte. Wenn man aber einen guten Führer und
eine Helle Leuchte hatte, ergötzte es sehr, die Gemächer
beschauend zu durchwandern; denn alle Decken und Wände
waren mit hübschen Bildhauerwerken (Basreliefs) und
Gemälden verziert, welche egyptische Geschichte rc. dar-
stellten. Unter der Erde befanden sich abermals 1500 Ge-
mächer. In diese wurde Herodot, dem ein Priester die
oberirdischen zeigte, nicht eingelassen. Jetzt ist von dem
Werke noch ein Berg von Schutt mit einigen hundert
erhaltenen Räumen vorbanden.
Einen außerordentlichen und ganz eigenthümlichen Ein-
druck machen endlich die Katakomben, welche sich an
vielen Orten, meistens aber in dem westlichen Felsenzuge
gegen die lybische Wüste bin, vorfinden. Das sind un-
terirdische in den Stein gehauene oder festgewölbte
Gänge mit Nischen, Kammern und Säälen zur Auf-
bewahrung der Todten. Sie laufen, in mehreren
Stockwerken übereinander, so weit unter der Erde fort,
daß sie ein neuerer Reisender „unterirdische Städte" nennt.
Sie sind mit Gemälden und Bildnereien aufs Sorgfäl-
tigste ausgeschmückt; denn auf die Wohnungen der
Todten verwendeten die Egypter noch mehr als
auf die der Lebenden. In ihnen ruhen denn die
Leichname der alten „frommen" Egypter zu Tausenden