1. Bd. 1
- S. 72
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
72 Iv. Aetteste Geschichte von andern Völkern und Ländern.
Orakel war weltberühmt, und nur das delphische, von
dem weiter unten kommen wird, lief ihm noch den Vor-
rang ab. Aber viele Tausende und von den fernsten
Orten her wallfahrteten auch durch den heißen Sand zum
Gotte Amun, um sich bei ihm Raths zu erholen. Sein
Bild, von Gold und Elfenbein, hatte sonderbarerweise
einen Widderkopf.
§ 2.
Die Arier.
Wir gehen aus Afrika wieder nach Asten herüber.
Schon tief in diesem Welttheile drin ist ein mächtiges
Gebirge, heutzutage der Hindukusch, bei den Alten
Paropamisus genannt. Nördlich und südlich von
diesem Gebirge hatte sich in grauester Zeit ein Volk
niedergelassen, das uns besonders wichtig ist, weil es
nicht nur von unserm eigenen Urvater Japhet stammt,
sondern auch an Gestchtsbildung und Sprache nahe mit
uns verwandt ist. Dieses Volk heißt die „Arier," wel-
cher Name die „Ehrwürdigen, Trefflichen" bedeutet.
Die nördlichen Arier und das Zendvolk.
Die nördlichen Arier, auch das Zendvolk genannt,
bildeten in nicht zu bestimmender Zeit einen Priesterstaat
unter dem Priesterkönige Dsjemschid. Von Diesem wird
Hohes ausgesagt: daß er „die Erde einrichtete, die treff-
lichsten Bäume und nährendsten Gewächse, die besten
Thiere und Menschen, die glänzenden Feuer in's Land
einführte, die Gewässer dahin leitete, Wohnungen ein-
richtete, in welchen vollständige Ordnung herrschte, wo
kein ungerechter, kein verunstalteter Mensch war k. Dieser
König Dsjemschid heißt darum „der gute Versammler."
— Es ist hier ein Anklang an das Paradiesesleben der
Menschen; aber dieser glückliche Zustand, wo „der Gott
des Lichts" einen augenblicklichen Vorsieg bei den Men-
schen feierte als Vorbild seines zukünftigen vollkommenen
Sieges, dauerte nach der Zendlehre selbst nicht lange.