1. Bd. 1
- S. 242
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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Ix. Das makedonische Weltreich.
st ote les, zu seiner Erziehung, die derselbe mit der an-
gelegentlichsten Sorgfalt betrieb.
Alexander zeigte sich als einen sehr aufmerksamen und
lernbegierigen Schüler. Mochte auch seine feurige Seele
an der kalten Logik seines Lehrers weniger Geschmack
finden; aber die Moral oder Sittlichkeitslehre desselben
hörte er dagegen mit reger Theilnahme. Sehr sprach ihn
auch der Unterricht in der Naturgeschichte an, noch
mehr die Men sch enge schichte. Vornehmlich gefielen
ihm sodann die Lehrstunden, welche ihn in die K u n st
überhaupt und namentlich in die Dichtkunst einführten.
Ja, wenn ihm Aristoteles den alten Homer vorlas
und erklärte, da wurde er ganz ergriffen und hingenom-
men. Hier warcn's aber allerdings nicht sowohl die schö-
nen Verse, als die herrlichen Helden, welche ihn so sehr
entzückten. Homer ward sein Haupt- und Lieblingsdichter.
Die Jliade stack immer unter seinem Kopfkissen und er
las täglich darin. Ach, mit welcher Lust und Brusterhe-
bung betrachtete er diese alten Heroen (Helden), und in-
sonderheit den Ersten von Allen, „den göttergleichen
Achilleus," von dem er sein eigenes Geschlecht ableitete.
Ein solch er Held, wie der, und noch ein größerer
zu werden, das war sein Gedanke, der ihm Tag und
Nacht vorschwebte. Darum trieb er neben seinen Studien
mit höchstem Eifer die körperlichen und ritterli-
chen Uebungen, in denen er es noch als Knabe den
Jünglingen zuvorthat. Doch wollte er kein bloßer Hau-
degen werden, sondern auch ein Kriegskuudiger; deß-
halb studirte er dabei die Kriegs Wissenschaft mit
größtem Fleiß. Und auch ein kluger Staatslenker
wollte er eimmal seyn, darum studierte er mit gleicher
Begier die R egierungkunst; und wenn sein Vater
einen Staatsrath hielt, saß der jugendliche Sohn dabei
und hörte.
Nun stellt euch den erwachsenen Alexander
vor. Eine edle kräftige Gestalt, funkelnde Augen, einen
Gang, daß das Haar zurückfliegt, eine Stimme wie eines