1. Bd. 1
- S. 297
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
§ 11. Tarquiniris Superbus bemüht sich vergebens, rc. 297
nehmen für Tarquinius ab und schloß mit den Römern
Friede; welcher zwar demüthigend für sie, aber doch besser
war als der Untergang, den ihnen der mächtige König
vielleicht noch hatte bereiten können; sie mußten ihm ein
beträchtliches Stück Landes jenseits der Tiber abtreten
und männliche und weibliche Geiseln aus den vornehm-
sten Geschlechtern geben.
Auch von den Letzteren berichten die Schrissteller noch
eine kühne That. Clölia, eine dieser Geiseln, ermun-
terte die übrigen Jungfrauen, mit ihr den Wächtern zu
entrinnen und über den Strom an's römische Ufer zu
schwimmen. Sie lhaten's, und es gelang allen. Freilich
wurden sie von den Römern wieder zurückgeschickt; aber
Porsenna schenkte der Clölia in Bewunderung ihres Mu-
thes die Freiheit, und erlaubte ihr sogar noch einige ihrer
Genossinnen mit heimzunehmen, wozu sie die jüngsten
wählte.
Der alte Tarquin ruhte nicht. Er hetzte noch Tus-
culum, wo er eine Tochter verheirathet hatte, und viele
andere Latin iscbe Städte gegen Rom auf. Dieses
mußte noch eine schwere Zeit über sich ergehen lassen.
In seiner harten Bedrängniß that es etwas Außerordent-
liches; es ernannte einen Dictator, d. h. es übertrug
Einem, doch nur für die Zeit der augenblicklichen Noth
und auf längstens sechs Monate, die höchste Gewalt und
zwar eine unbeschränkte, daß er vornehmen konnte,
was er wollte, ohne den Senat und das Volk erst fra-
gen zu müssen und ohne nachher für sein Handeln irgend
verantwortlich zu seyn. Dieß that man, damit so „mehr
Einheit und Schnelligkeit in's Handeln komme."
Das Amt bewährte sich vortrefflich. Der Dictator Au-
lns Posthumius schlug (496) ein überaus zahlreiches
latinisches Heer am Reaillischen See so auf's Haupt,
daß von dem au alle Bestrebungen für den vertriebenen
König unterblieben, der auch bald darauf starb.
Die Römer erzählten von dieser Schlacht, es hätten
zwei wunderbare Jünglinge von übermenschlicher Größe