1. Bd. 1
- S. 335
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
§ 26. Der zweite punische Krieg.
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daten, 9000 Reitern und 37 Elephanten über das Ge-
birg der Pyrenäen nach Frankreich, durchzog das weite
Land, dessen Völkerschaften er für sich gewonnen, und stieg
endlich, und zwar im November, über die himmelhohen
Alpen nach Italien herein. Das war ein Weg — die
starren Felsen, die glitscherigen Eisfelder mit Pferden und
Elephanten hinauf! Auch litt das Heer von Kälte und
Hunger und von den Angriffen der feindlichen Bergvölker
unsäglich. Endlich nach neun Tagen war der Gipfel des
Gebirges (in der Nähe desviso) erstiegen, und man blickte
auf Italiens Grün hinab. Hannibal ließ das Heer zwei
Tage auf dem Schneegefilde Rast halten. Aber der Weg
hinunter, welcher vier Tage dauerte, war noch schlimmer;
Thiere und Menschen stürzten in die Schlünde und Ab-
gründe hinab. Als sie unten standen in den freundlichen
Thälern des heutigen Piemonts, befand sich's, daß die
Menschen um die Hälfte geschmolzen und die Thiere fast
alle dahin waren. Indessen konnte Hannibal sein Heer
gleick durch Tausende der oberitalienischen Gallier
ergänzen, da einige Stämme derselben sich schon auf die
Kunde von seiner Ankunft gegen ihre römischen Untertreter
erhoben hatten, und er hauchte Muth und Lust.
In Rom hatte man den Uebergang eines Heeres
über die Alpen für eine reine Unmöglichkeit gehalten, und
wollte darum anfangs die Nachricht vom Einbrüche Han-
nibals daherüber durchaus nicht glauben. Aber siehe, sie
bestätigte sich, und bald folgten, noch bösere Botschaften
nach. Der Punier traf zuerst ein römisches Heer am
Flusse Ticinus, welcher von Norden her in den Po
fließt; er griff es feurig an und hieb es jämmerlich zu-
sammen, 218. Der Rest desselben zog sich über den Po
urück und vereinigte sich am Fluß Trebia mit einem
ndern Römerheere; Hannibal rückte nach, brachte die
Vereinigten zur Schlacht und vernichtete sie fast. Nun
gieng Völkerschaft um Völkerschaft zu dem Punier über,
und ganz Italien gerieth in Bewegung.
Die erschrockenen Römer fassen sich wieder, sammeln ei-