Anfrage in Hauptansicht öffnen
Dokumente für Auswahl
Sortiert nach:
Relevanz zur Anfrage
1. Bd. 1
- S. 342
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
342
X. Das römische Weltreich.
Schlacht wie bei Canna, nur umgekehrt. Sechs
Tage nach der Schlacht hatte Nero den Rückweg von
neunzig Stunden vollendet, und stand mit seinen Tapfern
wieder vor Hannibals Lager in Bruttium. Er ließ dem-
selben den mitgenommenen Kopf seines Bruders über die
Schanze werfen; das war die erste Nachricht, die er von
dem sehnlich Erwarteten empfieng.
Mit welchen Gefühlen mag Hannibal diesen Kopf
angeschaut haben! Er spi ach tiefseufzend: Das ist Kar-
thagos Schicksal! Aber mit staunenswerther Stand-
haftigkeit behauptete sich der von aller Hilfe Verlassene
noch vier Jahre in Italien. Alle Furcht vor ihm war
nun freilich verschwunden, -*-■
Wir müssen jetzt einen kurzen Blick nach Spanien
hinüber und in die nächste Vergangenheit zurück werfen.
Schon im Anfange des zweiten punischen Kriegs hatte
Rom auch nach Spanien Kriegsvolk geschickt und dort
mit wechselndem Glück gegen die Punier gekämpft. End-
lich war der erst 24jährige Publius Cornelius Scipio
als Oberbefehlshaber dorthin abgegangen. Das war ein
hoher Mann voll Würde, Verstand und Kraft, und so
fromm, daß er kein wichtiges Geschäfte vornahm, ohne
vorher im Tempel gebetet zu haben, und so gütig und
leutselig gegen die Menschen, wie man es selten bei einem
Heiden gefunden hat. Dieser kämpfte höchst glücklich.
Er nahm im Jahr 209 sogar die Stadt Nenkarthago
mit ihren unermeßlichen Schätzen ein.
Bei dieser Gelegenheit trug sich folgende liebliche Ge-
schichte zu: Es wurde ihm eine gefangene Spanische
Jungfrau von so ungewöhnlicher Schönheit vorgestellt,
daß er von ihrem Anblicke ganz betroffen wurde. Kaum
aber hörte er, sie sei die Braut eines jungen Keltiberer-
fürsten, als er sogleich diesen, Allucins mit Namen,
sammt ihren Eltern herbeirufen ließ, und ihm die hold-
selige Braut übergab, indem er nichts dafür von ihm ver-
langte, als daß er ein Freund Roms seyn sollte.
Allucius versprach das tiefgerührt. Die Eltern legten