1. Bd. 1
- S. 359
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
§ 30. Sitten und Bildung der Römer dieser Zeit. 359
trieben es die Beamten in den eroberten Pro-
vinzen, welche dieselben nicht nur für die Staatskasse,
sondern auch für den eigenen Seckel ausbeuteten und zum
Theil ganz gräulich ausraubten. Auch die Soldaten
raubten für sich, und brachten aus den fremden Län-
dern oft ansehnliche Schätze mit heim. Die Bürger da-
heim neideten sie, und suchten sich auf andere Weise etwas
ohne Mühe zu verschaffen; sie verkauften z. E. ihre
Stimme in den Co mitten, daß sie Aemtersüchtige für
eine Geldsumme zu Konsuln, Prätoren rc. wählten, was
zuletzt allgemeine Sitte ward, oder sie legten sich auf
noch schlechtere Künste, um auch ihren Theil an dem Reich-
thum zu erlangen, der von allen Seiten in die Herrscher-
stadt floß.
Dieser Reichthum war freilich ungeheuer; und in sei-
nem Gefolge gieng Prunken und Wohlleben, das
den Römern immer besser gesiel. Auch die alte Ein-
fachheit der Lebensweise verschwand je mehr und
mehr. Die Häuser wurden mit schönen glänzenden Ge-
räthen ausstasfiirt, mit den aus dem Osten weggeschlepp-
ten goldenen und silbernen Gefäßen, namentlich mit den
köstlichen Gemälden und Bildsäulen Griechenlands aus-
geschmückt; wenn man gleich auf das Aeußere der
Wohnungen in der Stadt selbst noch weniger zu ver-
wenden pflegte, ja noch manche Patricier, wie die meisten
Plebejer, hölzerne Häuser in den schmutzigen Gassen be-
wohnten. Aber von Innen und Außen prächtig
stellten sie ihre Landhäuser oder Villen her, deren
sie unzählige in der Nähe Roms und durch ganz Italien
hin besaßen. Da liefen herrliche Gebäude hin, mit Bä-
dern und allen Gemächlichkeiten versehen; Gärten mit den
schönsten Statuen; Bäume und Blumen umzogen sie;
große Fischteiche glänzten daran, die erst ausgegraben wor-
den waren rc. Solch eine Villa war wohl etwas Rei-
zendes; und dahin zog sich der vornehmere Römer, wenn
er von Kriegs- und Staatsgeschäften frei war; und von
da reiste er dann nur manchmal auf kürzere Zeit nach