1. Bd. 1
- S. 363
1860 -
Calw Stuttgart
: Vereinsbuchh.
- Autor: Redenbacher, Wilhelm
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
§ 31. Innerer Kampf zwischen Reichthum und Armuth. 363
Aemter des Staates, die man sich dann so einträglich
machte, und der Pacht der Staatseinkünfte, an dem man
das Doppelte und Dreifache zu gewinnen wußte, über-
lassen wurde. Weil indessen doch auch gar manche Ple-
bejer schon sich zu hohen Aemtern, oder durch Theil-
nahme an dem bemerkten Pacht oder auf andere Weise
zu einem bedeutenden Vermögen emporgeschwungen hatten,
hinwiederum aber auch manche Patrizische Familien
durch zu große Verschwendung oder aus andern Ursachen
heruntergekommen waren, so treten jetzt die Patrizier
als solche in den Hintergrund, und es stellt sich dage-
gen ein Adel hervor, welcher Geburtsadel (Patrizier),
Amtsadel (Plebejische Staatsbeamte) und Geldadel
in sich verband, eine Genossenschaft der Reichen
und Mächtigen, die wir hinfort mit dem uns schon
bekannten Namen „Aristokratie" bezeichnen werden.
Und dieser v erhaltnißmäßig kleinen Partei ge-
genüber steht der große Haufe des geringen und
armen Volks, welcher jetzt, weil auch liederlich gewor-
den, noch ärmer war als je.
Es war in Rom ein schreien der Gegensatz zwi-
schen Reichthum und Armuth, und kein Mittelstand
da; etwa so, nur noch weit ärger, wie heutzutage in Eng-
land. Es gab Gutsherren, welche einen Länderbesitz wie
ein Fürstenthum hatten, den sie durch Tausende von Skla-
ven zu immer größerem Anwuchs ihres Mammons bear-
beiten ließen; und daneben eine Masse Bürger, deren ge-
ringes Gütleiu längst an die Reichen verkauft war, die
nichts mehr hatten als den geflickten Rock am Leibe, und
mit ihren Weibern und Kindern Hunger und Kummer
litten.
Das Elend des Volks — ich meine also damit
den großen besitzlosen Haufen — war allerdings
unsäglich. Es hatten auch bessergesinnte Männer, deren
es doch immer noch einige gab, schon lange und viel sich
damit beschäftigt, wie demselben abzuhelfen sei. Endlich
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