1861 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: ,
- Hrsg.: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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3. Eroberung der Bretagne; Burgund zinspflichtig, das westgcthische Reich (Schlacht
bei Vongle) unterworfen. Vereinigung der Frankenstämme. Paris Residenz. Klvd-
wigs Tod (51i).
1. Unter allen germanischen Völkern, welche Theile des weströmischen
Reiches in Besitz genommen hatten, waren die Franken das mächtigste.
Sie theilten sich in ripuarischei) un& salische*) Franken und gehorch,
ten anfangs mehreren Fürsten. Im Jahre 431 aber stand unter ihnen ein
Fürst auf, der die kleinen Reiche in ein großes vereinigte. Dies war Kl od-
wig, d. h. Ludwig, ein Zeitgenosse des Theodorich, aus der Königsfami-
lie der Merowinger. Sobald er in einem Alter von 16 Jahren zur
Regierung gelangt war, beschloß er, seine Herrschaft durch Eroberungen
auszubreiten. Zuerst warf er seine Blicke aus das Land zwischen der Sei«
ne und Loire, welches damals unter dem römischen Statthalter Syagrius
stand, der sich hier auch nach dem Untergange des weströmischen Reiches
noch behauptete. Er forderte Syagrius zum Kampfe heraus und über-
ließ es ihm, Ort und Zeit der Schlacht zu bestimmen. Syagrius ward
bei Soissons^) im Jahre 486 vollständig geschlagen und floh nach Tou-
louse, um beim Westgothenkönig Alarich Ii. Schutz zu suchen. Dieser fürch-
tete aber Klodwigs Drohungen so, daß er den armen Flüchtling an die
Franken auslieferte. Klodwig ließ den unglücklichen Syagrius im Gefäng-
niß erdrosseln und schlug dessen Gebiet zu seinem Reiche.
Einige Jahre darauf (493) vermählte sich Klodwig mit der schönen
Klotilde, einer Nichte des burguirdischen Königs Gundobald. Diese
war Christin und bat ihren Gemahl inständigst, er möge sich taufen las-
sen. Aber er wollte von seinen alten Göttern nicht lassen, da sie ihm
bisher in allen Schlachten den Sieg verliehen. Doch was der Gattin
Liebe angefangen, half die Noth vollenden. Im Jahre 496 entstand Krieg
zwischen den Franken und den Alemannen?). Bei Zülpich?) trafen
die feindlichen Heere hart aufeinander. Der Sieg schwankte lange, endlich
neigte er sich auf die Seite der Alemannen. In dieser Bcdrängniß hob
Klodwig Augen und Hände zum Himmel empor und rief: „Jesus Chri-
stus, den Klotilde den Sohn des lebendigen Gottes nennt, dich bitte ich
um Hülfe. Gewährst du mir den Sieg, so will ich an dich glauben und
mich taufen lassen auf deinen Namen; denn meine Götter scheinen kraftlos,
da sie denen nicht helfen, die ihnen gehorchen." Als er so gesprochen hat-
te, griffen die Franken nochmals an und trieben den Feind in die Flucht.
Durch diesen Sieg wurde der nördliche Theil von Alemannien (am Rhein
und am Main) fränkisches Eigenthum; der südliche aber begab sich in den
Schutz Theodorichs des Großen. *
2. Als Klodwig seiner Gemahlin mittheilte, wie ihm der Christen-
gott zum Siege verholfen habe, ließ diese sofort den Bischof (Remigius)
') Die riv u arischen Franken wohnten an den Ufern des Niederrheins und
im nördlichen Gallien; die falifchen an den Ufern des Mittelrheins. (Ueber
Franken vergl. K. 2. S. 97.). — Soiffons, Stadt an der Aiöne in der Pi-
kardie, nordöstlich von Paris.
*) Die Alemannen wohnten von den Vogesen bis zur Jller und nördlich
bis zum Mai». — Zülpich, Stadt zwischen Bonn und Aachen.