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1. Für einen einjährigen Unterricht in einer mittleren Klassen berechnet - S. 155

1861 - Hildburghausen : Nonne
155 ein neues Heer gegen die Eidgenossen führen konnte. Bei Murtens, das er belagerte, kam es am 22. Juni 1476 zu einer zweiten Schlacht. Wieder ließen sich die Schweizer, nach der Väter Sitte, vor der Schlacht auf die Kniee nieder und breiteten die Arme zum Gebet aus. In diesem Augenblick trat die Sonne hinter den Wolken hervor. Da schwenkte Hans von Hallwyl, der Schweizerhauptmann, fein Schwert und rief: „Bederbe (biedere) Männer! Gott leuchtet uns! Auf! Gedenket eurer Weiber und Kinder!" — Ihr Angriff war unwiderstehlich; Karl's Niederlage furchtbar: 20,000 Burgunder kamen im Murtener See oder auf dem Schlachtfelde um ?). Das Unglück von Murten beugte den Herzog an Geist und Körper: bald tobte er wie ein Rasender, bald saß er schweigend da, zusammen- gesunken, ohne Speise und Trank; dann sprang er wieder auf, knirschend und das Haar sich zerraufend. Längere Zeit blieb er völlig unthätig. Erst als er hörte, daß der Herzog von Lothringen mit Hülfe der Schwei- zer sein Land wieder erobert hatte, raffte er seine letzte Kraft zusammen. Er zog im Oktober 1476 mit einem schwachen Heer vor Nancy und setzte die Belagerung der Stadt auch bei eintretender Kälte fort. Aber am 5. Januar 1477 kam es mit Renatus, der, durch Schweizer und El- sässer verstärkt, zum Entsätze heranrückte, zur Schlacht. Als sich Karl an diesem Tage aus sein rabenschwarzes Schlachtroß schwang, fiel plötzlich der goldene Löwe, seines Helmes Zier, vor ihm zur Erde. Das ist ein Zei- chen von Gott, seufzte er und sprengte seinem Verhängniß entgegen. Mit- ten in der Schlacht ging sein Söldnerführer, der italienische Graf von Eambo-Basso mit der Reiterei zu den Feinden über. Da litt Karls Heer die dritte schreckliche Niederlage. Er wollte sich aus der Verwirrung retten, stürzte aber mit seinem Pferde in einen Halbgefrornen Graben, wo ihn ein Ritter mit der Lanze durchstach. Erft nach drei Tagen wurde sein Leichnam aufgefunden. Der Herzog von Lothringen vergoß Thränen beim Anblick seines gefallenen Gegners, ergriff dessen kalte Hand und sprach: „Theurer Vetter, ihr habt uns viel Uebles gethan, Gott habe eure Seele!" Darauf ließ er den Todten feierlich zu Nancy beisetzen, und folgte selbst in Trauerkleidung dem Sarge. — „So verlor," wie das Sprichwort sagt, „der Herzog von Burgund bei Granson das Gut, bei Murten den Muth, bei Nancy das Blut!" 5. Maria von Burgund und Maximilian. Karls Tod gab dem schlauen französischen König Ludwig Xl. Hoffnung, neue herrliche Länder zu erwerben. Er wandte daher alle Mittel an, um die burgundische Erbtochter Maria für seinen ältesten, wie wohl erst siebenjährigen, Sohn zu gewinnen. Allein die Niederländer hatten einen heftigen Widerwillen gegen alles Französische und erklärten seinen Gesandten: „Maria brauche zum Gemahle einen Mann und kein Kind!" Als aber des Kaisers Frie- drich Gesandte kamen und zu Aller Erstaunen einen eigenhändigen Brief und einen Ring vorzeigten, welche Maria dem Erzherzoge Maximilian ge- ') Murten, Stadt nordöstlich von Granson, im Kanton Freiburg. *) Für die Gebeine der bei Murten Gefallenen hat man nachmals ein Bein- baus errichtet, über dessen Thüre die Worte standen: ,,Dies hat das Heer des be- rühmten und tapfern Karl zum Andenken hinterlassen!" Dieses Beinhans ist 17'J8 W*ch kie Franzosen zerstört, 1822 aber durch einen Obelisken erseht worden.
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