1861 -
Hildburghausen
: Nonne
- Autor: ,
- Hrsg.: Spiess, Moritz, Berlet, Bruno
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Ketzerin verurtheilt zu werden. Ueberhaupt nahm mit den Jahren des Kö-
nigs übele Laune zu, und viele angesehene Personen fielen als Opfer der-
selben. Noch den Tag vor seinem Ende verlangte er die Hinrichtung des
Herzogs von Norfolk, eines der verdienstvollsten Männer des Reiches.
Zum Glück starb er selbst noch vor der Vollziehung des Bluturtheils 1547,
im 56. Jahre seines Alters und im 38sten seiner Regierung.
Ii. Wöulird Vi. (1547—1553); Marie die Walholssche (1553—1558).
Graf Herfort, Vormund des neunjährigen Eduard. Ausbreitung der Reformation
durch Thomas Eranmer. Eduard's Tod (1553). Johanna Gray. Maria die Ka-
tholische. Gegenreformation. Hinrichtung von 300 Protestanten (Eranmer). Ma-
ria's Vermählung (1554) mit Philipp Ii. von Spanien, Verlust von Kalaiö; ihr
Tod 1558.
Als Heinrich Vili, starb, war sein einziger Sohn Eduard Vi. erst
9 Jahr alt. Es übernahm daher dessen Oheim, der Graf Hersort, unter
dem Namen „Protektor" (Beschützer) von England, die vormundschaft-
liche Regierung. Dieser war ein Anhänger der Reformation und sorgte
mit dem Erzbischof von Kanterbury, Thomas Eranmer, angelegentlichst
für deren Verbreitung. Die Protestanten freuten sich über die Begünsti-
gung, fürchteten aber insgeheim, dieselbe möchte von nicht langer Dauer-
sein. Denn des Königs schwächlicher Körper wies aus seinen baldigen Tod
hin und nach ihm gehörte der Thron seiner ältesten Schwester Maria,
die als eifrige Katholikin bekannt war. Auf diese Stimmung baute der
Herzog von Northumberland, der sich zu des Königs Rathgeber em-
porgeschwungen hatte, den Plan, die königliche Krone an sein eigenes Haus
zu bringen. Als Eduard auf dem Sterbette lag, wußte er ihn durch aller-
lei Kunstgriffe dahin zu bestimmen, daß er statt seiner katholischen Schwe-
ster Maria die evangelisch gesinnte Johanna Gray, ein Nichte Hein-
richs Viii., zu seiner Nachfolgerin ernannte. Wenige Tage nach dieser Verfü-
gung starb Eduard Vi. (6. Juli 1553), und Johanna Gray, die mit
Guilford Dudley, Northumberlands jüngstem Sohn, vermählt war,
wurde auf Betrieb ihres Schwiegervaters zu London als Königin ausge-
rufen. Aber bei all' ihrer Liebenswürdigkeit fand sie keinen Anhang;
das Volk haßte den ränkcvollen Northumberland und war überzeugt, daß
der Thron der Prinzessin Maria gebühre. Diese empfing daher auch die
Huldigung der Nation und zog nach wenigen Tagen triumphirend in die
Hauptstadt ein. Ohne Widerstreben, ja mit Freudigkeit verließ nun Jo-
hanna den Thron, den sie 9 Tage zuvor mit Unwillen bestiegen hatte.
Aber weder Unschuld noch Jugend konnte sie retten. Die leidenschaftliche
Maria ließ erst Johanna's Schwiegervater, den Herzog von Northumberland,
hinrichten und sie selbst nebst ihrem Gemahl gefangen setzen, und später,
als sich zu ihren Gunsten ein Aufstand erhoben hatte, beide enthaupten (1554).
Vor ihrer Thronbesteigung hatte Maria den Engländern gelobt, nichts
an den Neligionsgesetzen Eduards zu ändern, und darum war ihr das Volk
so schnell zugefallen. Kaum aber hatte sie die Krone auf dem Haupte, so
begann sie die Wiederherstellung des katholischen Kirchenthums, für welches
sie von ihrer Mutter, Katharina von Aragonien, eine glühende Vorliebe
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