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1. Für einen einjährigen Unterricht in einer mittleren Klassen berechnet - S. 198

1861 - Hildburghausen : Nonne
198 Maria aber ließ darauf durch ihre Bevollmächtigte erkläre«, daß es ihrer Ehre und königlichen Würde zu wider sei, auf derlei Beschuldigungen zu ant- worten. Da sie sich hierdurch von dem ihr zur Last gelegten Verbrechen nicht gereinigt hatte, so wurde sie auch noch ferner in Haft behalten. Doch auch in England fand die gefangene Königin Freunde, besonders an ihren Glaubensgenossen, den Katholiken. Der Herzog von Norfolk entwarf den Plan, sie zu befreien, dann sie zu heirathen und ihre Wiedereinsetzung in Schottland mit Gewalt durchzusetzen. Allein der Plan ward verrathen und er büßte das Wagstück mit dem Leben. Ebenso unglücklich endigten die Ver- suche des Franzosen Ballard und des Engländers Babington, welche die Königin Elisabeth ermorden und dann den Kerker Marias sprengen wollten. Durch diese und andere Verschwörungen wurde die Lage Marias nur noch trostloser. Und da Elisabeth nach solchen Vorgängen das Leben der schottischen Königin als mit ihrer eigenen Sicherheit unverträglich hielt, so beschloß sie deren Tod. Sie rief ein Gericht zusammen und dieses erkannte Maria der Theilnahme an dem Morde ihres Gemahls und an einer Ver- schwörung gegen das Leben der Königin Elisabeth für schuldig, worauf das Todesurtheil ausgesprochen und von Elisabeth bestätigt wurde. Maria empfing die traurige Botschaft mit einer Heiterkeit und Würde, die alle Anwesenden rührte und erschütterte. Der Tag, sprach sie, nach.dem sie so lange sich gesehnt habe, sei endlich eingetroffen; beinahe 20 Jahre babe sie im Gefängniß geschmachtet, und viele Unbill erlitten. Sie betheuerte daraus, daß sie nie den Tod oder die Entthronung der Königin Elisabeth gewollt habe. Der 8. Februar 1587 war der Tag ihrer Hinrichtung. Die Nacht zuvor brachte sie größtentheils im Gebete zu. Der Beistand eines katholi- schen Geistlichen, um den sie flehentlich gebeten hatte, war ihr versagt wor- den. Um acht Uhr Morgens*) setzte sinder traurige Zug in Bewegung. Maria hatte das reichste ihrer Gewänder angelegt und ging mit heiterem Anblick in die große Halle hinab, in welcher das Schaffot errichtet worden war. Auf dem Wege fand sie ihren alten Haushofmeister Melvil, dem seit mehreren Monaten der Zutritt zu ihr verboten war. Der treue Diener siel in die Kniee und weinte laut. Sie bot ihm liebreich die Hand. „Klage nicht, sprach sie, ehrlicher Mann, freue dich vielmehr, denn du wirst das Ende sehen von Maria Stuarts Leiden. Bringe meinem Sohne meine letzten Grüße; sage ihm, daß ich der Würde und Unabhängigkeit seiner Krone keinen Abbruch gethan habe, und bete für deine Königin." Dann brach sie in Thränen aus und sprach: „Lebe wohl, guter Melvil, lebe wohl!" Als sie das Blutgerüst bestiegen hatte, trat ein protestantischer Geist- licher zu ihr und ermahnte sie im Namen der Königin Elisabeth, die katho- lische Religion abzuschwören. Maria bat ihn wiederholt, sich und sie nicht zu belästigen, da sie entschlossen sei, in dem Glauben ihrer Väter zu sterben. Daraus betete sie mit lauter Stimme für das Wohl ihrer Seele, für ihren Sohn und zuletzt auch für Elisabeth, tutete nieder, legte das Haupt auf den Block und empfing den Todesstreich. So starb Maria Stuart, vielleicht die unglücklichste aller Königinnen, im 46sten Jahre ihres Alters, nachdem sie ihre Vergehen durch lange ') Die Hinrichtung geschah ans dem Schlosse F o th e r i n g h a i, 15 Meilen nördlich von London.
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