1857 -
Emmerich
: Romen
- Autor: Viehoff, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Getreide und Vieh, aber reich an Wein, Wäldern, Mais, Südfrüch-
ten und Seidenraupen sind. Große Haiden im südwestl. Frankreich.
In Frankreich leben auf 9750 Q.-M. gegen 36 Mill. E. Der
Abstammung nach unterscheiden wir 1. Franzosen (gegen 32
Mill.), ein germanisch-römisch-celtisches Mischvolk, dem Charakter
nach den Celten, den Wortstämmen der Sprache nach den Römern
näher stehend. Im S. herrscht das romanische Element vor (Pro-
venoalen, Languedokcr, Auvergner), im N. und O.. das germanische
(Normannen, Lothringer, zum Theil Burgunder), im N.o. das cel-
tisch-germauische (Wallonen, Fläminger); doch verschwinden die charak-
teristischen Züge dieser Völkerschaften mit jeden: Jahrzehend mehr
und mehr. — 2. D e u t s ch e (über 2 Mill.) in: äußersten O. —
3. Bretonö (1 Mill.) im äußersten W. — 4. V a s k e n (125000)
in: S.w. (in den West-Pyrenäen). Die Gaskogner sind Franzosen
mit baskischer Beimischung. — 5. Italiener (300000), nament-
lich Corsen.
Die Sprache der Franzosen, eine Tochter der lateinischen, zer-
fällt in die eigentliche oder n o rd fr a n z ö s i s ch e (langue d’oiii),
nördlich von der Loire, Haupt- und Schriftsprache, und in die s ü d-
französische, provenoalische (liui-jue do’c), ehedem in Dicht-
kunst blühend (Troubadours). Unter den vier übrigen Völkern reden
die niedern Stände ihre eigenen Sprachen. Die französische Sprache
charakterisiren Einfachheit, Bestimmtheit, Klarheit und Zierlichkeit;
sie eignet sich mehr zur Prosa und zu den exacten Wissenschaften,
als zur Poesie und Philosophie.
Die Franzosen sind thätig, munter, muthig, voll Nationaleitel-
keit, stüchtig, mittheilend, setzen oft das Familienleben der Gesellschaft
hintan, haben einen Hellen Verstand und heftige Leidenschaften. In
der letzten Zeit scheint der Sinn der Nation ernster und tiefer ge-
worden zu sein. Ihre Literatur ist reich und bedeutend. In Nück-
sicht des öffentlichen Unterrichts sind die Franzosen den übrigen ro-
manischen Völkern überlegen, doch hinter den germanischen zurück;
namentlich entbehrt noch ein nicht unbedeutender Theil der untern
Volksklassen eines genügenden Unterrichtes. — Die katholische Reli-
gion ist die der Mehrzahl (über 2 Mill. Protestanten, vorzüglich im
O. und S., 75000 Juden). Freie Religionöübung.
Was die Erwerbsquellen betrifft, so ist der Ackerban noch der
Verbesserung bedürftig; wie Viehzucht und Obstbau ist er am weite-
sten in: N. vorgeschritten; Weinbau blüht im Centrum und in: S.
Der Gewerbfleiß ist in raschem Fortschritt begriffen und bildet die
Hauptgrundlage des blühenden Handels (großes Eisenbahnsystem).
An Kunstproducten erwähnen wir: Baumwollen-, Wollen-, Seiden-
zeuge, Spitzen, Batist, Stahl-, Galanterie-, Glaswaaren, Tapeten.
Die Staatsverfassung ist beschränkt monarchisch. Der Kaiser
hat außer seinem Ministerium einen von ihn: ernannten Staatsrath,
einen Senat und einen gesetzgebenden Körper, zur Seite.