1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
den dem Auslande gegenüber aufgehoben würde. Die einzelnen
Theile von Dekhan haben unter sich eine große Verschiedenheit.
So besitzt Indien in seiner Ausdehnung von den Niesenspitzen
des Himalaja bis zu seinen südlichsten Küstensäumen eine große Man-
nigfaltigkeit der geographischen Gestaltungen und klimatischen Er-
scheinungen. Man darf jedoch über dieser Mannigfaltigkeit nicht
vergessen, daß Indien als ein Ganzes sich von andern Ländern be-
deutend unterscheidet: die Lage im Süden des Schneegebirges, die
abschließenden Grenzen, die Eigenthümlichkeit der klimatischen Ver-
hältniße, gewisse Gewächse und Thiere machen cs physikalisch zu einer
eigenen Welt, und so sehr es auch politisch in einzelne Staaten zer-
fiel, so waren diese Theile gegen die Masse des Ganzen nicht mäch-
tig genug, um aus dem Verbände mit ihm selbstständig heraustre-
ten zu können. Indien erscheint nach außen als eine Einheit; es
war berufen, ein eigenthümliches Kulturleben in seinem Innern zu
entfalten. Doch war es auch wiederum von der übrigen Welt nicht
so scharf gesondert, daß es nicht Verbindungen und Berührungen
mit andern Ländern gehabt hätte, die aufseine Schicksale einwirken
sollten. Es ist durch seine Lage und seine Grenzen nach außen sehr
geschützt, ohne vom Verkehr mit andern Ländern ausgeschlossen zu
sein; es konnte ungestört die eigenthümliche Richtung seiner Anla-
gen verfolgen und durchführen, zugleich aber durch Berührung mit
andern Ländern, obwohl zum Theil auf weiten Umwegen, angeregt
werden und anregend ans sie wirken. In der ganzen früheren Ge-
schichte Indiens zeigt sich aber nur der Zusammenhang mit den west-
lich von Indien wohnenden iranischen Völkern, durch den auch die
Verbindungen mit den noch westlicheren Ländern, mit dem inneren
Asien und China vermittelt wurden. Die Völker, welche Indien
in frühester Zeit und später innerlich umgestalteten, gehören dem
Westen; ein sehr geringer Theil der indischen Bevölkerung kam aus
dem Norden und Osten. Durch die Lage am Meer hat Indien ost-
wärts eine leichte Verbindung mit Hinterindien und mit den reichen
Inseln des östlichen Meeres, namentlich Sumatra und Java, end-
lich mit China; westwärts mit dem persischen Meerbusen und mit
Babylon, mit dem südlichen Arabien, mit Aegypten und mit der
südlicheren Ostküste Afrikas.
Um die Weltstellung Indiens zu begreifen, muß man seine
Größe als besonderes Land anderen Ländern gegenüber, seine man-
nigfaltige Gliederung im Innern mit dem daran geknüpften Reich-
thum an vielfachen und kostbaren Erzeugnissen in Erwägung zie-
hen. Es ist weder ausschließlich Tiefland noch Hochland, sondern
vereinigt die verschiedenen Stufen von beiden, es bietet die Erschei-
nungen der Tropen wie die der Polarländer dar. Die Mannig-
faltigkeit der Erzeugnisse und Völkerzustände in Indien beruht au-
ßer der Verschiedenheit der Breite auch auf den großen Unterschie-
den der Erhebung; in den Ländern am Himalaja ist mittel- und
südeuropäisches Klima mit entsprechenden Gewächsen und Thieren,
aber auch Gebiete wo wie unter den Polen alles Leben vor Kälte
erstarrt. Das südliche heiße Dekhan ragt in Nilagiri unter 11° 5'
in die Sphäre der Schneebildunq hinein; es bietet große Plateau-