1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und Mustag. In diesen Gegenden, in dem äußersten östlichen hohen
Iran waren wohl auch die ältesten Sitze der arischen Inder. Die
Einwanderung nach Indien geschah durch das westliche Kabulistan
und das Pengab, sie war eine friedliche und allmälige, so lange die
Arier vom Ertrage ihrer Heerden lebten und wenig Ackerbau hat-
ten. Als sich die Stämme an Ackerbau und feste Wohnsitze gewöhnt
hatten, wichen sie nicht mehr freiwillig, es entstanden Kämpfe und
gewaltsame Verdrängungen. Bei weiterer Verbreitung stießen die
Arier auch auf nicht verwandte Völker, die auch nur der Gewalt
wichen. Die arischen Inder erscheinen in den Hymnen der Veda's
als ein kriegerisches, in viele kleine Stämme getheiltes Hirtenvolk,
welches sich kämpfend vorwärts drängte und dessen Stämme im be-
ständigen Kampfe mit einander begriffen waren. Bereits im vier-
zehnten Jahrhunderte scheinen sie sich im Jnduslande niedergelassen
zu haben. Als die arischen Stämme das Gebiet der fünf Flüsse
erfüllt hatten, scheinen sich ihre weiteren Wanderungen getheilt und
theils nach Osten in das offene, große Gebiet der Jamuna und
Ganga, theils längst dem Flusse nach dem Süden gegangen zu
sein. Denn sowohl an der Indus-Mündung als im Flußgebiete
der Jamuna und der Ganga werden alte Reiche erwähnt. Haupt-
sitze der Herrschaft in letzterem Gebiete, in Madhjadeea, waren
Ajodhja, Mithila, Pratisbthaua, Hastinapura und Magadha. Die
Inder führen ihre ersten Könige auf die zwei großen Dynastien von
Ajodhja und Pratishthaua zurück. Nach Osten sind die Arier nicht
weiter als in das untere Gebiet des Brahmaputra vorgedrungen.
Der Ausbreitung im Norden setzte der Himalaja eine Grenze. Das
westlichste seiner Thäler, Kaymira, war einer der ältesten Sitze der
brahmanischen Lehre. Der Süden von Indien war ursprünglich
eine große Waldwildniß, und die brahmanische Kultur verbreitete
sich zuerst dahin durch Missionen, durch brahmanische Ansiedelungen.
Die Sage von dem ersten Versuche der Arier sich erobernd nach
dem Süden zu verbreiten, erzählt das Epos Ramajana. Ob die
ursprüngliche Sage den Zug des Rama bis nach Lanka (Ceylon)
ausdehnt, läßt sich bezweifeln.
Das erste arische Reich des Südens soll an der Ostküste das
der Stadt Madhura oder der Pandja-Könige gewesen sein. Die
Ansiedelungen der Arier erreichten zuerst die Küsten und zwar wie
es scheint, die südlichsten. Das läßt vermuthen, daß sie zur See
unternommen wurden. Dafür spricht auch, daß die periodischen
Winde (die Monsune), welche im indischen Meere vom April bis
Oktober aus Südwcst, vom Oktober bis April aus Nordost wehen,
die Schifffahrt erleichterten, während das innere Land damals ganz
unwegsam und ungastlich war. Schon vor dem Jahre 1000 vor
Chr. scheinen die nördlichen Inder mit ihren südlichen Landesgenos-
sen in Verbindung gestanden und Schifffahrt zwischen der Indus-
Mündung und der Malabarküste stattgefunden zu haben. An der
Westküste von Indien ist auch das Land Ophir zu suchen, von wel-
chem die Phönicier indische Erzeugnisse nach dem Westen brachten.
Man meint den Namen Ophir in dem der Abhira wiederzuerken-
nen, welches Volk indische Schriften und griechische Geographen an
die Indus-Mündung setzen. Man nimmt an, daß die Phönicier