1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
48
nach einem bartnäckigem Kampfe zur Unterwerfung gebracht wer-
den. Sein Reich umfaßte das Gebiet zwischen dem Hydaspes und
dem Akesines. Die Völker des Fünfstromlandes wichen in ihren
Sitten van den Völkern im inneren Lande ab und es werden bei
ihnen keine Kasten und Brahmanen erwähnt, doch scheinen sie Brah-
manen gehabt zu haben. Zwischen dem Hyarotis und dem Hypha-
fis wohnten Völker, welche keine Könige hatten und „die königslo-
sen und von dem heiligen Lande ausgeschlossenen" hießen. Die ei-
genthümliche Verfassung dieser Stämme läßt sich daraus erklären,
daß in ihrem weniger fruchtbaren Lande neben dem Ackerbau noch
ein Hirtenleben geführt wurde und zum Theil vorherrschte. Sie
waren durch diese Lebensweise weniger an feste Wohnsitze gebunden,
sie konnten sich leichter der Herrschaft der benachbarter! Fürsten ent-
ziehen und ihre Unabhängigkeit behaupten. Ihre Lebensweise schützte
sie auch gegen einen überwiegenden Einfluß der brahmanischen Ge-
setzgebung und gewährte ihnen die Freiheit, ihre alten Sitten zu
bewahren. Das mächtigste und kriegerischte dieser Völker waren
die Kathaier; bei der Erstürmung ihrer Hauptstadt Sangala sollen
17000 erschlagen und 70000 gefangen worden sein. Alexander ließ
den meisten Königen ihre Reiche und setzte nur Satrapen über sie;
er beabsichtigte in Indien nur eine mittelbare Herrschaft und die
Anerkennung seiner Oberhoheit. Am Hyphasis angelangt wurde er
durch das dringende Verlangen der Maeedoner zur Rückkehr bewo-
gen. Die Ursache, daß ein so sieggewohntes und ruhmsüchtiges
Heer sich weigerte, seinem Führer zu neuen größeren Siegen zu
folgen, war die Furcht die Mühseligkeiten eines Feldzuges während
der Regenzeit nochmals ertragen zu müssen; zweitens die Berichte
von der großen Macht des Königs der Prasier und der Tapferkeit
der Inder im inneren Laude; endlich das Heimweh der Maeedoner
und die Aussicht, daß die Heimkehr durch weiteres Vordringen in
unbestimmte Ferne gerückt werden würde.
Zum Andenken seiner Thaten und zum Danke gegen die Götter,
die ihn soweit siegreich geführt hatten, ließ Alexander zwölf hohe,
thurmähnliche Altäre aus Quadersteinen errichten. Auf diesen opferte
er, und das Heer beging gymnastische Reiterspiele. Dann trat Alexan-
der seinen Rückmarsch an. Am Hydaspes angekommen ordnete er
alles an, was nöthig war, um das Heer auf dem Hydaspes, dann
auf dem Akesines und aus diesem auf dem Indus bis zum Meer
zu führen. Zum Admiral der Flotte ernannte er den Kreter Ne-
archos, zum Steuermann seines eigenen Schiffes den Onesikritos.
Die Flotte bestand aus etwa 80 Triremen, 200 Schiffen ohne Ver-
deck, 800 Ruderschiffen und einer Anzahl Böte, so daß die ganze
Zahl der Fahrzeuge beinahe 2000 war. Die Abfahrt fand am
Ende Oktobers 320 statt. Krateros begleitete mit einem Theile des
Heeres auf dem westlichen Ufer und Hephästion mit einem andern
Theile auf dem linken Ufer die Flotte, auf welcher sich Alexander
selbst befand. Von den Völkern, welche Alexander auf diesem Zuge
unterwarf, waren die Maller und die Oxydraker die wichtigsten.
Erst im Frühjahr 325 gelangte er in den Indus. In dem Lande
Sind, welches sich von der Einmündung der Pengabströme in den
Indus bis zum Meere erstreckt, trieb die Bevölkerung Ackerbau,