1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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hinein gebahnt hatte, und die beiden großen Ströme waren gleich-
sam die Fortsetzung dieser Straße, welche die Verbindung mit den
Anwohnern des schwarzen und kaspischen Meeres eröffneten. So
von der Natur begünstigt, mußte dieses Land der Sammelplatz der
Völker werden, und blieb es, so lange der innere Verkehr von
Asien blühte. Erst als die Europäer auf dem Oecan den Weg nach
Indien fanden, sanken die reichen Städte am Euphrat und Tigris,
und Babylonien, gedrückt von dem doppelten Joche der Anarchie
und des Despotismus, wurde, was es ursprünglich gewesen war,
eine unfruchtbare Steppe. Gegenwärtig liegt dieses herrliche Land
unter der rohen Türkenherrschaft fast unbenutzt da, aber alte Trüm-
mer von Städten und Bewässeruugsaustalten bezeugen die frühere
Blüthe. — Assyrien, welches größtentheils dem heutigen Kurdistan
oder Mosul entspricht, ist im Norden gebirgig, im Süden eine von
Flüssen reichbewässerte und zum größten Theile fruchtbare Ebene.
Frühzeitig bildeten die Bewohner beider Länder besondere Völ-
ker unter den Namen Babylonier und Assyrer. Nach dem ersten
Buche Mosis war Assyrien erst von Babylonien aus bevölkert und
Babylon bereits in der frühesten Zeit gegründet worden.
Der erste Beherrscher von Babylonien soll Nimrod, ein gewal-
tiger Jäger, gewesen sein. Die Babylonier wurden von Ninus,
dem Gründer des assyrischen Reiches und der Hauptstadt Ninive,
unterworfen, und Babylonien blieb Jahrhunderte hindurch eine Pro-
vinz des assyrischen Reiches. Ninus unterwarf sich das westliche
und mittlere Asien. Bei der Besiegung eines älteren baktrischen
Reiches zeigte ihm Semiramis, die Gemahlin eines seiner Generale,
einen Weg zur Eroberung der lange vergebens belagerten Haupt-
stadt Baktra. Ninus entbrannte in Liebe zu der Semiramis und
nöthigte deren Gemahl sie ihm abzutreten, weshalb dieser sich ent-
leibte. Nach dem Tode des Ninus übernahm Semiramis als Vor-
münderin ihres Sohnes Ninyas die Regierung. Sie wird als eine
unternehmende und kriegerische Frau geschildert und soll bis nach
Indien und auf der andern Seite bis in das Innere von Afrika
vorgedrungen sein, Babylon neu gegründet, Kuuststraßen und Ka-
näle angelegt und andere Bauwerke errichtet haben. Die großarti-
gen Bauwerke Babylons werden der Semiramis, in wahrschein-
licheren Nachrichten dem viel späteren babylonischen Könige Nebu-
kadnezar zugeschrieben. Im Gegensatz zu seinen kriegerischen und
kühnen Eltern verließ Ninyas die Hauptstadt nicht und brachte sein
ganzes Leben unter seinen Kebsweibern und Verschnittenen hin.
Nach ihm soll eine lange Reihe von weichlichen und unthätigen
Königen gefolgt sein. Diese Erzählungen sind höchst sagenhaft;
ebenso die Angabe von der langen Dauer des assyrischen Reiches.
Es steht bis jetzt nur^so viel fest, daß seit dem dreizehnten Jahr-
hundert ein großes astyrisches Reich mit der Hauptstadt Ninive be-
stand. Wie weit sich dieses Reich erstreckt habe, kann man nicht
mit Bestimmtheit sagen, nur daß weiß man, daß Babylonien, Me-
dien und Persien ihm unterworfen waren. Bis zum achten Jahr-
hundert unserer Zeitrechnung ist die folgende Geschichte der Assyrer
dunkel. Im achten Jahrhundert erhoben sich die Meder, Perser
Geschichte.