1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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entwickelt und vervielfältigt. Die einheimischen Kunstprodukte wa-
ren besonders Webereien, wollene und baumwollene Gewänder, Tep-
piche, wohlriechende Wasser, geschnitzte Handstöcke und geschnittene
Steine. Babylon stand mit den Hauptstädten und Hauptländern
des persischen Reiches in lebhaftem Verkehr. Aus dem persischen
Indien holten die Babylonier Edelsteine, große indische Hunde,
Färbewaaren, Shawls und Goldsand. Auf der anderen Seite stand
Babylon durch eine große von Babylon nach Susa und von da
nach Sardes und Ephesus führende Handelsstraße mit Vorderasieu
in Verbindung. Eine andere Richtung des babylonischen Handels
ins innere Asien ging nach Norden, besonders nach Armenien. Die
Armenier benutzten den Euphrat, um ihre Waaren nach Babylon
zu bringen. Auf dem persischen Meerbusen wurde schon lange
vor der Perserherrschaft eine bedeutende Schifffahrt getrieben,
welche sich bis an die Westküste von Vorderindien ausdehnte. Diese
Schifffahrt trieben vielleicht weniger die Babylonier als vielmehr
Phönicier, welche sich an den Ostküsten Arabiens und auf den nahe
gelegenen Baharein-Jnseln niedergelassen hatten. Sie holten die
Waaren aus Indien und brachten sie theils nach Babylon, theils
zu den phönicischen Handelsstädten, von wo aus sie weiter verbrei-
tet wurden. Die Gegenstände dieses Handels waren: arabischer
Weihrauch, indische Spezereien, Elfenbein, Ebenholz, Edelsteine
und persische und indische Perlen.
Alles was wir von dem alten Babylon lesen, giebt uns ein
Bild von Reichthum, Glanz- und Prachtliebe, aber auch zugleich
von Ueppigkeit, Ausgelassenheit und einem in Schwelgerei ausar-
tenden Wohlleben. Die Ausgelassenheit der Sitten zeigte sich be-
sonders in den freieren Verhältnissen der Frauen.
Phönicier.
Das Land. Die Phönicier, ein Volk des semitischen Stammes, sind in sehr
früher Zeit in das nach ihnen benannte Land eingewandert. Dieses
war ein schmaler Küstenstrich zwischen dem Mittelmeer und dem
Libanon, ohngefähr 25 bis 28 Meilen lang und 3 Meilen breit,
im Norden von Syrien und im Süden von Palästina begrenzt.
Dieses schmale Küstenland, reich an Buchten und Häfen, war mit
hohen Gebirgen bedeckt, welche auch zum Theil als Vorgebirge in
die See hinausliefen und deren Waldungen das schönste Bauholz
für die Flotten und Wohnungen der Phönicier darboten. Auf die-
sem Küstenstriche erbauten die Phönicier eine Reihe von Städten
und Ortschaften, die fast ununterbrochen zusammenhingen und mit
den in den Häfen liegenden Handelsflotten, den absegelnden und
ankommenden Schiffen einen wunderbaren Anblick gewährt haben
müssen. Als die älteste phönicische Stadt wird Sidon genannt, de-
ren Tochterstädte die übrigen waren. Vor allen ausgezeichnet war