1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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jede Mauer und sogar die verschiedenen Räume des Tempels muß.
ten einzeln erobert werden. Erst im September des Jahres 70
war die Eroberung vollendet. Die Stadt und die Reste des Tem-
pels wurden dem Erdboden gleich gemacht und 97,000 Juden in
die Sklaverei geführt. In dem fünfjährigen Kriege sollen elfmal-
hunderttausend Juden das Leben verloren haben. So wurde der
jüdische Staat durch die Zerstörung von Jerusalem auf immer
aufgelöst.
Aegypten.
Schon in den frühsten Zeiten hatte sich in Aegypten, dessen Dav
Bevölkerung jetzt gering und arm ist, eine eigenthümliche bedeu-
tende Bildung entwickelt, und schon zu Abrahams Zeit war Aegyp-
ten ein civilisirter Staat. Die Ueberreste altägyptischer Bauwerke,
vielleicht die ältesten Denkmale der Menschheit, setzen uns durch
ihr hohes Alterthum, ihre Größe und Menge in Erstaunen.
Das eigenthümliche Wesen der alten Aegyptcr war durch die
Natur ihres Landes bedingt. Es gab kein Volk der alten Welt des-
sen ganze Bildung durch so viele Fäden mit der Natur des Landes
zusammenhing, als die Aegypter. Aegypten ist ein langer, im Nor-
den sich weiter ausbreitender Streifen fruchtbaren Landes, welcher
von Wüsten umgeben ist. Beinahe an der heißen Zone beginnend
erstreckt sich Aegypten in einer Ausdehnung, welche der Entfernung
der Nordsee von dem adriatischen Meere fast gleichkömmt, bis zu
dem mittelländischen Meere. Der nördlichste Theil oder Unter-Aegyp-
ten ist eine im Osten an die arabische, im Westen an die libysche
Wüste grenzende dreieckige Ebene, welche von dem dort in mehrere
Arme getheilten Nil durchströmt wird. Ober- und Mittel-Aegyp-
ten, der viel größere Theil des Landes ist ein durch zwei nicht sehr-
hohe, fast keine Vegetation zeigende Gebirgszüge gebildetes Thal,
welches der Nil durchströmt. Die äußere Seite der beiden Gebirge,
von denen das westliche die libysche, das östliche die arabische Kette
heißt, sind von Wüsten begrenzt. Diese beiden Ketten bestehen im
Süden aus Granit, weiter nach Norden aus Sandstein und von
der Gegend des alten Theben an aus Kreide und Kalkstein; sie sind
bald mehr bald weniger von einander entfernt; nach Norden nimmt
die Breite des Thales immer mehr zu. Die westliche Bergkette ist
ein großentheils mit Sand bedecktes Felsengebirge und dient dem
Nilthale zur Schutzwehr gegen den von den Winden aufgewirbelten
Sand der Wüste. Das östliche Gebirge, sowie das daranstoßeude
Gebirgsland bis an den arabischen Meerbusen ist zwar nicht zum
Ackerbau, aber in manchen Gegenden zur Viehzucht tauglich, und
nomadische Stämme ziehen darin umher. Mehrere Thäler, die sich
bald zu Ebenen erweitern, bald bis zu Schluchten verengen, erstrecken
sich quer durch diese Bergkette nach dem arabischen Meerbusen. Auch