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1. Geschichte des Alterthums - S. 157

1852 - Weimar : Albrecht
157 speist. Die Hofbedicnten waren wie das Heer in Abtheilungen von Zehen und Hunderten eingetheilt und hießen die Freunde, die Ver- wandten und die Knechte des Königs. Der Name Verwandte des Königs scheint daher zu kommen, daß der Hof der persischen Herr- scher sich ursprünglich aus dem herrschenden Stamme der Pasar- gaden und der Familie der Achämenidcn gebildet hatte. Die Tafel des Königs war nach einem genau bestimmten Cere- moniel eingerichtet und wurde mit den ausgesuchtesten Speisen be- setzt. Als Herr und Eigenthümer des ganzen Reiches durfte er nur das Beste und Köstlichste genießen, was von Speisen und Geträn- ken gefunden werden konnte. Er trank kein anderes Wasser, als aus dem bei Susa vorbeiströmenden Choaspes, das ihm daher auf seinen Reisen auf einer Menge Wagen in silbernen Gefäßen nach- geführt wurde; das Salz auf seinem Tische mußte von Ammonium aus der afrikanischen Wüste, sein Wein von Chalybon in Syrien, der Weizen zu seinem Brote aus Aeolien sein. Daher war es Sitte, daß dem persischen Könige, wenn er durch eine Provinz zog, das Beste von den Früchten des Landes angeboten wurde. Die Reisen der Könige mit dem unermeßlichen Gefolge glichen großen Heereszügen, und die ärmeren Provinzen des Reiches mußten von der Durchreise verschont bleiben, weil sie sonst einer Hungersnoth würden ausgesetzt gewesen sein. Die Könige wechselten ihren Aufent- halt nach den Jahreszeiten; den Frühling brachten sie in Susa, den Sommer in dem kühlen Ekbatana und den Winter in dem heißen Babylon zu. Der Palast des Königs führte bereits bei den Per- sern den Namen des Thors oder der Pforte, welchen er noch jetzt in Konstantinopel hat. In allen Theilen des Reiches lagen könig- liche Jagdschlösser mit großen Parkanlagen oder sogenannten Para- diesen, welche theils zur Obstzucht bestimmt, theils Thiergärten wa- ren, wo Wild gehegt und gejagt wurde. Sie nahmen oft ganze Landschaften ein und waren groß genug, um Heere in ihnen zu mustern und Jagden anzustellen. Denn zu den Vergnügungen der persischen Könige gehörten auch große Jagden, welche als Vorübun- gen zum Kriege ihrer am meisten würdig gehalten wurden. Die Ueppigkeit der Könige zeigte sich in ihrem Harem; die .Einrichtung desselben war ganz dieselbe, wie noch jetzt bei den orien- talischen Völkern. Außer den eigentlichen Gemahlinnen, denen zur Bestreitung ihres Putzes die Einkünfte ganzer Städte und Gegen- den angewiesen waren, hatte der König eine große Zahl von Bei- schläferinnen, welche in dem ganzen Reiche ausgesucht wurden. Die eigentlichen Gemahlinnen hatten das Diadem und anderen Schmuck; ihre Lebensart war aber in der Regel eben so eingeschränkt als die der Beischläferinnen. Haß und Verfolgungsgeist erreichten auch in dem persischen Harem einen Grad, der alle Einbildung übersteigt. Die Verschnittenen, welche die Aufsicht im Harem führten, und die Weiber umgaben zunächst die Person des Königs und verschafften sich dadurch leicht einen Einfluß, welcher bei schwachen Fürsten in eine Art von Vormundschaft ausartete. In dem Harem wurden die Könige an Leib und Seele verdorben; hier war der Schauplatz der Ränke der Weiber und der sie bewachenden Verschnittenen; hier wurden zum Unglücke des Reiches oft die wichtigsten Angelegen-
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