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1. Geschichte des Alterthums - S. 182

1852 - Weimar : Albrecht
182 wölbes auf seine Schultern nehmen, sie läßt ihn sich an Götter wa- gen und im Uebermuthe und Vertrauen auf seine Kraft selbst die Unsterblichen nicht schonen. Trotz seiner Heldenkraft war aber He- rakles als Mensch nicht frei von menschlichen Schwachen und Fehl- tritten, die er abbüßen mußte. Da er den Jphitus, den Sohn des Königs Eurytus von Oechalia, im Zorne gelodet hatte, verfiel er in eine schwere Krankheit, deren Heilung das delphische Orakel ihm nur dann verhieß, wenn er drei Jahre als Sklave um Lohn diene. Daher ließ er sich an die Königin Omphale von Lydien verkaufen, bei der er Wolle spann, in ein Weibergewand sich hüllte und in Weichlichkeit und Wollust versank. Als Folge eines späteren Ver- gehens fand er zuletzt einen qualvollen Tod, aber auch den Ucber- gang zur Unsterblichkeit. Es war seine eigene Gemahlin Deianira, die, ohne zu wissen was sie that, ihm diesen Tod bereitete. Ihr hatte einst der Centaur Nessus, als er von Herakles mit einem in die giftige Galle der lernäischen Hydra getauchten Pfeile getödet wurde, sterbend von seinem dadurch vergifteten Blute gegeben, als ein angebliches Mittel, jede fremde Liebe aus des Helden Brust zu verscheuchen. Als später Herakles Neigung zu der schönen Jvle faßte, machte Deianira von dem empfangenen Zaubermittel Gebrauch. Sie schickte dem Herakles ein in das Blut des Nessus getauchtes Gewand. Kaum hatte der Held sich damit bekleidet, so drang das in demselben enthaltene Gift in alle Theile des Körpers, und fol- ternde Schmerzen durchzuckten alle seine Glieder. Ucberzcugt, daß diese entsetzlichen Qualen nur mit seinem Leben enden würden, ließ er sich auf den Berg Oeta bringen und dort auf einen Scheiterhau- fen legen. Lange scheuten sich die Anwesenden den Wunsch des Hel- den zu erfüllen und den Holzstoß in Brand zu stecken. Endlich that dies ein Hirt. Alsbald fuhren auch Blitze herab, so daß alles schnell verzehrt ward. Der Held hatte die Leiden der Menschheit ausge- duldet, eine Wetterwolke trug ihn zum Olymp empor, wo er unter die unsterblichen Götter aufgenommen wurde, und die versehnte Hera ihm ihre ewig blühende Tochter Hebe vermählte. Das Leben des Herakles ist ein schöner und uralter Mythus, eine allegorische Darstellung der menschlichen Heldenkraft, die durch unermüdliches Kämpfen und Ringen den Widerstand, der ihr über- all entgegentritt, überwindet und nach Abbüßung der menschlichen Schwächen den Göttern gleich wird. Herakles, der Sohn eines Gottes und einer sterblichen Mutter, stellt die Menschheit dar, die sich vermöge ihrer halbgöttlichen Abstammung durch die Mühsale des Erdenlebens zum Olymp emporzuschwingen vermag. Schon auf Er- den zeigt der menschliche Held seine göttliche Natur dadurch, daß er Heil verbreitet, Schaden abwehrt und die Unterdrückten gegen ihre Bedränger vertheidigt, daher Herakles besonders als Abwender des Unheils verehrt wurde. Dem Herakles war das höchste Maß mensch- licher Kraft im Wagen und Ertragen verliehen, und dabei ein so edles Streben, als es jene Zeit kannte; jedoch war er nicht frei von menschlichen Fehlern und Schwächen. Jeglichen Frevel büßt er durch neues Leid, bis er verklärt zum Olymp aufsteigt. Aber nicht nur den Mythus im Allgemeinen, sondern auch viele von den einzelnen Thaten hat man allegorisch zu deuten versucht. Die Heraklesfabel
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