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1. Geschichte des Alterthums - S. 190

1852 - Weimar : Albrecht
190 Aber auch viele der heimkehrenden Griechen hatten auf der Reise oder in der Heimath mit Unglück und Jammer zu kämpfen. Ein trauriges Geschick traf den Agamemnon; er wurde von seiner ehebrecherischen Gemahlin und ihrem Buhlen Aegisthus erschlagen. Diomcdes fand ebenfalls Ehebruch in seinem Hause, mußte siüchten und ging nach Italien. Das meiste Interesse erregen die Irrfahrten und Schicksale des Odysseus, deren anziehende Schilderung in der Odyssee enthalten ist. Auf unbekannten, gefährlichen Meeren viel- fach umhergetrieben und verfolgt von Göttern und Menschen erlei- det der von Troja zurückkehrende Odysseus Sturm auf Sturm und Schiffbruch auf Schiffbruch, bald wird er au die ungastlichen Küsten grausamer Barbaren, bald an die Eilande mächtiger Zauberwesen verschlagen, bis er endlich nach zehnjährigem Umherirren, nach un- säglichen Drangsalen, aller seiner Gefährten beraubt, in Bettlerge- stalt in die langersehnte Heimath gelangt. Aber noch ist das Ende seiner Leiden und seiner Mühen nicht gekommen, denn erst gilt es noch den frechen Uebermuth der Freier zu bestrafen. Mehr als hun- dert junge Männer aus den edlen Geschlechtern von Jthaka und der benachbarten Inseln haben in der Meinung, daß Odysseus nicht mehr am Leben sei, sich seit mehreren Jahren täglich m. seinem Hause eingefunden, um die Hand der treuen Penelope geworben, das Be- sitzthum des Odysseus in beständigen Festgelagen übermüthig verpraßt und sogar dem edlen Sohne desselben, dem Telemachus, schändlich nach dem Leben getrachtet. Doch die Strafe und die Vergeltung nahte. Von Telemachus und zwei treuen Hirten unterstützt voll- zieht Odysseus das Rächeramt; die Freier müssen ihren frevelnden Uebermuth mit dem Leben büßen. Der trojanische Krieg war nach der eigenen Ansicht der Grie- chen die letzte Begebenheit des heroischen Zeitalters; die Helden sind verschieden von den mythisch-symbolischen Heroen der früheren Sa- genkreise, sie stehen der Wirklichkeit und dem Leben näher, sie sind individuell menschlich gedacht, sie sind ideale Heldengestalten, obgleich auch sie noch in die mythische Götter- und Halbgötterwelt hinein- reichen und gleichsam im Wiederschein derselben stehen. Man sollte meinen, daß sich bei diesem Sagenkreise das poe- tische Gewand leichter würde wieder abstreifen, und die geschichtlichen Thatsachen, Ursache, Verlauf und Ende des Krieges, wieder würden erkennen lassen: allein das ist nicht der Fall. Poesie und Sage haben den geschichtlichen Stoff so frei nach ihrem Zwecke bearbeitet und umgestaltet, daß sich der geschichtliche Kern der Sage nicht wie- der erkennen läßt. Kaum dürfen wir mit Sicherheit als geschicht- liche Thatsache behaupten, daß von Hellenen verschiedener Staaten Griechenlands gegen ein an der kleinasiatischen Küste gelegenes troi- sches Reich ein Krieg geführt und in diesem die Hauptstadt der Troer, Jlium, zerstört worden sei.
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