1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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tendste Stadt. In derselben herrschte oft blutiger Bürgerzwist, und
deshalb ernannten 590 v. Chr. die Mytilenäer ihren weisen Mit-
bürger Pittakus zum Aesymileten, zum unumschränkten Herrscher
auf unbestimmte Zeit, damit er Ordnung und Ruhe wiederherstelle.
Es gelang dem Pittakus, welcher sich mit großer Uneigennützigkeit
benahm, durch Verbesserung der Gesetze einen geordneten Zustand
wieder herbeizuführen. Er regierte zehn Jahre und legte dann die
Herrschaft freiwillig nieder. Zur Zeit des Pittakus erreichte Myti-
lene und die ganze Insel die höchste Blüthe; der Weinbau und der
Handel verbreiteten einen großen Wohlstand und eine heitere Be-
haglichkeit, und damals lebte die berühmteste griechische Dichterin
Sappho und der durch seine Freihcitsliebe wie durch seine Dichtun-
gen berühmte Alkans. Ebenfalls aus Lesbos stammte der etwas äl-
tere Dichter Terpander, welcher die griechische Musik durch einige
Erfindungen verbesserte. Kurze Zeit nach Pittakus mußte sich My-
tilene den Persern unterwerfen.
Auch der ionischen Pstanzstädte waren zwölf und sie bildeten
einen Bund, welcher bei dem Panionium, einem Tempel des Po-
seidon auf dem Vorgebirge Mykale, Versammlungen aller Bürger
der Bundesstädte hielt, um über allgemeine Angelegenheiten Beschlüsse
zu fassen. Die wichtigsten ionischen Städte waren Milet, Kolophon,
Teos, Phokäa, Samos und Chios. Die reichste und mächtigste
ionische Stadt der älteren Zeit war Milet. Die Umgegend von
Milet trieb starke Schafzucht, und die milesische Wolle, sowie die
milesischen Teppiche und Kleidungsstücke waren im Alterthume sehr-
berühmt. Die Milesier trieben nicht nur Handel in das Innere von
Asien, sondern ihre Schiffe durchseegelten das ganze Mittelmeer bis
über die Säulen des Hercules hinaus, besonders nahmen sie ihre
Richtung nach dem schwarzen Meere. An den Küsten desselben grün-
deten sie gegen achtzig Kolonien und vertauschten an die halbwil-
den Bewohner Wein, Tuch und andere Produkte gegen Häute, Pelz-
werk, Wolle und Sklaven. Auch blühte in Milet schon früh die
höhere geistige Bildung und daselbst waren die Philosophen Thales,
Anaximander und Anaximenes und die Logographen Kadmus und
Hekatäus geboren. — Phokäa trieb einen bedeutenden Handel nach
den westlichen Theilen des Mittelmeeres und brachte zuerst griechische
Bildung und den Wein- und Oelbau nach Gallien und Spanien.
Unter den zahlreichen Kolonien dieser mächtigen See- und Handels-
stadt ist Massilia im südlichen Gallien die berühmteste. (Vergl.
S. 148). — Die Stadt Samos auf der gleichnamigen Insel wuchs,
schon durch ihre Lage auf Schifffahrt und Handel angewiesen, bald
zu einer bedeutenden Macht heran, so daß sie nicht nur verschiedene
Punkte des Festlandes gewann, sondern auch viele Kolonien grün-
dete. Die Samier verdankten ihren Wohlstand größtentheils ihrer
frühzeitig ausgebildeten Seemacht, welche sie, trotz ihrer Neigung
zum Wohlleben, ebensowohl zu kriegerischen als zu Handelsunter-
nehmungen befähigte. Ihr Handel scheint besonders mit der afri-
kanischen Küste lebhaft betrieben worden zu sein. Samos war, ehe
Athen sich erhob, eine der schönsten griechischen Städte und einer
der ältesten Sitze griechischer Kunst. Von dem dort gegrabenen Thon
wurden sehr beliebte Gefäße gefertiat. Zwei samische Künstler, Rhökus
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