1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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davon lag Katana, das heutige Katania, welches besonders durch
die Gesetzgebung des Charondas Berühmtheit erlangt hat. Charvn-
das lebte wahrscheinlich zur Zeit des Zaleukus, und seine Gesetze
bezweckten besonders die Erhaltung der Sittlichkeit. Luxus, Feig-
heit, Meineid, falsche Anklage und andere Unsittlichkeiten wurden
streng bestraft.
Die reichste und bedeutendste griechische Kolonie Siciliens war
das 735 v. Chr. von Korinthiern auf der ganz nahe bei der Süd-
ostküste von Sicilien gelegenen kleinen Insel Ortygia gegründete
Syrakus. Es breitete sich bald auch auf dem Festlande aus und
bestand zur Zeit seiner größten Ausdehnung aus fünf von besonde-
ren Mauern umgebenen Stadttheilen. Die Stadt hatte zwei durch
tiefe Buchten gebildete vortreffliche Häfen, lag für den Handel äu-
ßerst günstig und wurde durch viele Einwanderer aus verschiedenen
Gegenden Griechenlands vergrößert. Die Bevölkerung bestand aus
den zuerst eingewanderten Korinthiern, welche die Herrschaft hal-
ten; aus den späteren Einwanderern, welche zwar frei waren, aber
keinen Antheil an der Negierung hatten; und drittens aus den un-
terworfenen Ureinwohnern, welche als Leibeigene der herrschenden
Dorier das Feld bebauten. Bei dieser Verschiedenheit der Bevölke-
rung entstanden häufig innere Unruhen, und diese waren um so ge-
fährlicher, weil die regierenden Familien durch Handel große Reich-
thümer erlangten, aber auch weichlich und genußsüchtig wurden.
Sie hielten zur Behauptung ihrer Herrschaft zahlreiche Söldner,
von welchen dem Staate oft große Gefahr drohte. Als 484 v. Ehr.
die herrschenden Familien aus Syrakus vertrieben worden waren,
führte sie zwar auf ihr Hülfegesuch Gelo, der Beherrscher der Stadt
Gela, wieder zurück, hob aber ihre Vorrechte auf und machte sich
selbst zum Herrscher von Syrakus (484 bis 477 v. Chr.). Gelo
hob nicht nur Syrakus zur höchsten Blüthe, sondern machte auch
den größten Theil von Sicilien von sich abhängig und besaß ein so
tüchtiges Heer und eine so zahlreiche Flotte, daß er, ohngefähr in
der Zeit der Schlacht bei Salamis (480 v. Chr.), die Karthager
in einer großen Schlacht bei Himera besiegte. Gelo's Bruder und
Nachfolger Hiero (477—467 v. Chr.) war ein Freund der Kunst
und Wissenschaft und versammelte die ausgezeichnetsten Dichter an
seinem Hofe, Pindar, Simonides, Bacchylides, Epicharmus, Leno-
phanes und Aeschylus. Dem Hiero folgte in der Herrschaft sein
Bruder Thrasybulus, welcher sich durch seine Grausamkeit so ver-
haßt machte, daß ihn die Syrakusaner im elften Monate seiner Ne-
gierung verjagten. Es wurde darauf eine demokratische Staats-
form eingeführt; aber auch in der folgenden Zeit erlitt Syrakus
starke Erschütterungen und mannigfachen Wechsel des Geschickes.
Von den griechischen Kolonien an der nördlichen Küste von Si-
cilien waren Segesta und Himera, an der südlichen Küste Gela,
Agrigent und Selinus die bedeutendsten. Agrigent erwarb sich durch
Handel und den Bau von Getraide, Oel und Wein unermeßliche
Reichthümer; es hatte zur Zeit seiner Blüthe 200,000 Einwohner,
von denen 180,000 Beisassen, Fremde und Sklaven waren. Noch
jetzt erregen die Ruinen seiner prächtigen Tempel das Staunen der
Reisenden. Frühzeitig warfen sich in Agrigent Tyrannen auf, von