1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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welchen der grausame Phalaris mit Abscheu genannt wird. Ein
milder und gerechter Herrscher war dagegen Theron, welcher mit
Gelo von Syrakus die Karthager bei Himera besiegte.
Von den griechischen Kolonien im südlichen Gallien ist das
um das Jahr 600 v. Chr. im Osten der drei Rhodanusmündungen
auf dem felsigen Boden eines halbinselartigen Vorgebirges von Pho-
käern gegründete Massilia oder Massalia, das heutige Marseille, die
wichtigste. Die junge Handelsstadt hatte gegen die Angriffe der sie
umgebenden kriegerischen Völkerschaften zu kämpfen, und auch zur
See hatte sie sich gegen die Räuberbanden der Ligurier und Etrusker
und die Kriegsschiffe der handelseifersüchtigen Karthager zu wehren.
Daher kann ihr ein Zuwachs aus der von den Persern verheerten
Vaterstadt nur erwünscht gewesen sein (siehe S. 148). Die Massi-
ger verwandelten den felsigen und trockenen Boden der Provence in
Gartenanlagen und in Oliven- und Rebpflanzuugen. Doch konnte
das Festland, welches zum Getraidebau nicht geeignet war, bei der
raschen Zunahme der Bevölkerung den Massiliern nicht genügen; sie
waren vielmehr hierdurch, sowie durch die Lage ihrer Stadt und
ihre Stammeseigenthümlichkeit auf die See gewiesen. Diese bot
neben dem Reichthum an Fischen ihrem Schifffahrts- und Handels-
trieb die erwünschte Sphäre dar. Im Osten und Westen von ihrer
Stadt suchten sie ihren celtischen und ligurischen Nachbarn Boden
abzugewinnen, besetzten unter schweren Kämpfen einen schmalen
Strich an Galliens Südküste bis an das italische Ligurien und leg-
ten zum Verkehre mit den Barbaren, aber auch zum Schutze wider
sie sowohl hier, als auch auf den gegenüberliegenden Inseln und
auf der Ostküste von Spanien Kolonien an. Die Massilier standen
besonders mit Spanien, Gallien, Britannien und Italien in lebhaf-
tem Verkehr. Aus Spanien bezogen sie Färbestoffe, Metalle und
Salz zum Einpökeln der Fische, mit denen sowie mit anderen Ge-
genständen ein starker Handel nach Roms Hafenstadt Ostia getrieben
wurde. Andere Gegenstände ihres Handels waren die Produkte ih-
res Gewerbfleißes, Schiffsgeräthe, Maschinen und Waffen. Sehr
bedeutend muß ihr gallischer Binnenhandel sowie ihr Transitohandel
durch Gallien mit Britannien gewesen sein. Von den Massiliern
lernten die Gallier den Acker-, Oel- und Weinbau, sowie die Er-
richtung von Stadtmauern nach griechischer Weise, die Künste der
Metallbearbeitung, der Mechanik und der Architektur. Von großem
Vortheil war für Massilia sein freundschaftliches Verhältniß zu den
Römern. Nach der Besiegung der Karthager erbten die Massilier
den ganzen Seehandel derselben, und auch die folgenden Siege der
Römer in Griechenland und Asien scheinen ihrem östlichen Handel
förderlich gewesen zu sein. Das unter dem Schatten der römischen
Freundschaft mächtig emporgewachsene Massilia war mit den In-
teressen des römischen Staates eng verflochten und erhielt sich frei
und blühend bis auf Cäsar. Erst unter Augustus sank es, obgleich
noch eine verbündete Stadt, genannt, zur römischen Provincialstadt
herab. Gegen die Zeit von Christi Geburt wurde Massilia der
Hauptsitz der griechischen Wissenschaft, besonders der Beredsamkeit,
der Grammatik, der Kritik von Werken der griechischen National-
literatur, vor allen Homers, der Philosophie und der Geographie.