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1. Geschichte des Alterthums - S. 259

1852 - Weimar : Albrecht
259 entgegengearbeitet wurde. Die Aristokratie ging in eine Oligarchie über, wenn die Geschlechter aufhörten, Gesetz und/ Herkommen zu achten, wenn sie nur ihr Jntereste, nicht das gemeine Wohl im Auge hatten und wenn sie sich nur unter sich, nicht aber mit ihren plebejischen Mitbürgern verschwägerten. Der Staat trennte sich dann in zwei feindlich gesinnte Theile oder in ein abgeschlossenes Gemein- wesen von Unterdrückern und in einen rechtlosen Hänfen von Unter- drückten. Weniger schroff war dieser Gegensatz in den Staaten, welche nicht durch Eroberung entstanden und wo das Volk den edlen Geschlechtern stammverwandt war und diese als die Nachkommen seiner Könige und Heroen betrachtete. Drückender waren die Ver- hältnisse in den Staaten, in welchen fremde Eroberer und ihre Nachkommen an die Stelle der angestammten Herren des Landes getreten waren. Durch das Recht der Eroberung waren die Sieger Herren des gesammten Grundeigenthums geworden, die früheren Einwohner aber zu zinspstichtigen Erbpächtern herabgesunken. Die Schroffheit des Abstandes hielt beide Theile fortwährend als zwei verschiedene Völker auseinander; die Stelle von Gesetz und Herkom- men nahm das Recht des Stärkeren ein. Ein solcher Zustand mußte ein Ende nehmen, sobald das Volk, der Demos, zum Bewußtsein der Stärke gelangte, welche es als die überwiegende Anzahl besaß. Zur Stütze gereichte den Oligarchen die dem Volke inwohnende Achtung vor angeerbten Rechten und Thatenruhm, ihr Reichthum, der ausschließliche Besitz der Waffen und Burgen, die höhere Ein- sicht und der Besitz aller der Kenntnisse, welche sich auf die Ge- schichte, das Recht und die Religion des Landes bezogen, endlich ihre Verbindungen mit anderen Staaten und ihr festes Zusammen- halten. Der Oligarchie waren vorzugsweise diejenigen Gegenden günstig, in welchen Ackerbau die Hauptbeschäftigung war und dieser den gemeinen Mann an seine Hufe fesselte und in einzelnen Gehöften über das Land zerstreute. Dagegen entstanden da bald Kämpfe zwi- schen dem Volke und den Oligarchen, wo die Unfruchtbarkeit des Bodens oder die vortheilhafte Lage des Landes zur Gewerbsthätlg- keit, zuw Handel und zur Schifffahrt reizte, wo sich ein Markt und eine Stadt als Mittelpunkt des Verkehrs bildete, in welcher der brodlose Haufe zusammenströmte. Verschieden waren die Ursachen, welche den Sturz der Oligar- chien herbeiführten. Bisweilen schwächte ein gefährlicher Krieg die herrschenden Geschlechter und nöthigte sie das. Volk zu bewaffnen und dessen Beistand durch Zugeständnisse zu erkaufen. Verderblicher wurde den Oligarchen ihr eigener, bei rasch wachsendem Reichthum eintretender sittlicher Verfall, welcher sich häufig auch in übermäßigem Drucke des Volkes kund gab. Gewöhnlich trat ein Mann aus den herrschenden Familien, welcher verarmt war oder von unersättlichem Ehrgeize getrieben wurde, an die Spitze des zur Verzweiflung ge- triebenen Volkes; seltener erstand dem Volke aus seiner eigenen Mitte ein Führer, welcher hinlänglichen Einfluß und Talent zur Leitung besaß. Das Volk pflegte zunächst Ackervertheilung, Schul- denerlaß, das Recht zu rechtsgültigen Ehen mit den Gliedern der herrschenden Familien und Rechtsgleichheit zu erzwingen, und über- ließ die Regierungsgewalt gewöhnlich dem Manne, welcher sich an 17 *
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