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1. Geschichte des Alterthums - S. 289

1852 - Weimar : Albrecht
289 Die lesbische Schule bedient sich des aeolischen Dialekts, die do- rische des dorischen oder vielmehr des epischen, dem ein beschränkter Gebrauch dorischer Formen noch mehr Würde und Feierlichkeit gab. Die dorische Lyrik war bestimmt von Chören aufgeführt und zum Chortanz gesungen zu werden, die acolische dagegen war mir für den Vortrag eines Einzelnen bestimmt, der seinen Vor- trag mit der Lyra und angemessenen Bewegungen begleitete. Die Darstellung durch Chöre verlaugte Gegenstände von öffentlichem und allgemeinem Interesse, und daher feiert die dorische Lyrik Götter und Heroen, ehrt einzelne Bürger und verleiht den festlichen Lust- barkeiten des Volks eine höhere Schönheit und Würde. Dagegen drückt die aeolifche Lyrik vorzugsweise Vorstellungen und Gefühle aus, die nur eine Seele gerade auf diese Weise hegen und empfin- den kann. Wenn die aeolifche Lyrik öffentliche Verhältnisse und die politischen Schicksale der Stadt bespricht, so sucht sie nicht von einer ruhigen Höhe herab die Verwirrungen zu schlichten, sondern leiht den Partei-Gesinnungen und leidenschaftlichen Ausdrücken und For- derungen des Dichters ihre schönen Formen. Wohl mögen die les- bischen Lyriker auch Chöre gedichtet haben: aber das Ausgezeichnete der aeolischen Lyrik ist doch der Ausdruck persönlicher, individueller Gedanken und Empfindungen. Zu den aeolischen Lyrikern gehört Alkäus aus Mytilenc auf Lesbos. Sein Leben war vielfach verflochten mit den politischen Streitigkeiten seiner Vaterstadt, an denen er lebhaften Antheil nahm. In diesen Bedrängnissen des Lebens erhebt Alkäus die Stimme der Poesie, um seinem von Leidenschaft ergriffenen Gemüthe Luft zu machen. Auch der weise und patriotische Pittakns war ein Hauptgegenstand der leidenschaftlichen Vorwürfe des Alkäus. Dieser dichtete politische und Kriegsgesänge, Hymnen auf die Götter und erotische Lieder; er zeigt in seinen Gedichten ein edles, aber leiden- schaftliches Gemüth. Seine Zeitgenossin war die ebenfalls ans Lesbos stammenoe Dichterin Sappho, deren Ruhm durch ganz Grie- chenland verbreitet war und deren Dichtungen für das Höchste von Anmuth und Holdseligkeit galten. Die freiere Stellung, welche bei den Aeoliern das weibliche Geschlecht einnahm, gab den attischen Komikern reichen Stoff zu Spöttereien über Sappho. Ihre Freun- din Erinna, die in zarter Jugend starb, wurde von den Alten als eine der größten Dichterinnen gepriesen. Ein Kunstverwandter der äolischen Dichter war der Ionier Anakreon aus Teos, der Sänger der Liebe und des Weins, dessen Lieder mit Anmuth den feinsinn- lichen Lebensgenuß feiern. Man sieht an Anakreon, daß der ioni- sche Stamm, bei aller Bildung und Feinheit der Sitten, doch die innere Kraft und Tiefe, die Wärme sittlich-r Gefühle und den Ernst der Lebensbetrachtung verloren hatte. Chortänze waren bei den Griechen so häufig und wurden be- sonders in Kreta und Sparta von dem ganzen Volke mit solcher Leidenschaft ausgeführt, daß auch die Zahl der Lieder, die dabei ge- lungen wurden, sehr groß sein mußte. An vielen Orten begnügte man sich aber auch bei großen Festen mit alten herkömmlichen Lie- 19 Die acolisch« Lyrik. , Die dorische Lyrik.
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