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1. Geschichte des Alterthums - S. 290

1852 - Weimar : Albrecht
290 dern, Die in wenigen schlichten Versen den Hauptgedanken und Grund- ton der Empfindung andeuteten. Als aber die griechische Lyrik sich vervollkommnet hatte, konnten die Chöre nicht bei der bloßen Wie- derholung einfacher Verse stehen bleiben, sondern es wurden überall Gesänge verlangt, die ein kunstreicheres Metrum und sinnreichere Gedanken auszeichnete. Jede bedeutendere Stadt, namentlich im dorischen Peloponnes, hatte ihre Dichter, welche die Einübung der Chöre besorgten. Ein dorischer Lyriker war Alkman aus Sardes in Lydien, welcher erst Sklave, dann Freigelassener in Sparta war und um 629 vor Chr. lebte. Er fand die Musik bereits durch Terpander und Thaletas vervollkommnet vor und strebte nach Er- findung neuer künstlicher Formen; in seinen Dichtungen findet sich eine große Mannigfaltigkeit des Versmaßes, des Dialekts und des ganzen poetischen Tons. Er dichtete besonders Chorlieder, die von Jungfrauen gesungen wurden. ' Außerdem werden von ihm Hymnen auf die Götter, Prosodien (Lieder für Processionen), Hymenäen und Liebeslieder erwähnt. Stesichorus aus Himera in Sieilien lebte um 640 bis 560 vor Chr. Er zeichnete sich durch Anordnung und Einübung von Chören aus und erhielt davon den Namen Stesicho- rus oder Choraufsteller; eigentlich soll er Tisias geheißen haben. Er behandelte in seine;, Liedern Sagen aus dem Heldenkreise in lyrischer Form und dichtete Liebeslieder, welche Erzählungen von Liebenden enthielten. Stesichorus bildete auch das in seiner Hei- math einheimische Hirtenlied zum bukolischen Gedichte aus. Ein Zeitgenosse desselben war Arion von Melhymne auf Lesbos; er gab dem Dithyrambus, dem bacchischen Festliede, ein kunst- und würde- volles Gepräge und ließ denselben zuerst von Chören vortragen, welche sich im Kreise um den Altar bewegten. An Stesichorus schloß sich in Beziehung auf Form und Inhalt seiner Gedichte Jby- kus an; er stammte aus Rhegium in Unteritalien und brachte einen Theil seines Lebens bei Polykrates in Samos zu. Der bereits als Elegiendichter genannte Simonides von der Insel Ceos war auch Meister in anderen Dichtnngsarteu. In seiner Poesie tritt mehr als die poetische Begeisterung eine mannigfaltige Bildung und eine edle Richtung des Geistes hervor. Eine edle Bescheidenheit, das ■ Bewußtsein menschlicher Schwäche und die Anerkennung einer höhern Macht sind überall sichtbar. Man führt von Simonides eine Menge sinnreicher und weiser Sprüche an, und die Mäßigung des Simo- nides war sprichwörtlich. Seine Lebensklugheit und die feine und gescheite Art, mit der er die Verhältnisse der Staaten und Herr- scher behandelte, erwarb ihm die Freundschaft der mächtigsten und ausgezeichnetsten Männer seiner Zeit. Simonides dichtete eine Ele- gie auf die bei Marathon Gefallenen, ein Loblied auf die Kämpfer bei Thermopylae und Gesänge auf die Seeschlachten bei Artemisium und Salamis. Weit öfter aber waren Privatmänner Gegenstand seiner Gesänge und deshalb warf man ihm vor, daß er die Gaben der Muse um Geld verkaufe. Der größte lyrische Dichter war Pindar, geboren 522 vor Chr. zu Kynoskephalä, einem Flecken im Gebiete von Theben. Die Zeit, in welche Pindars erste Bildung fällt, war reich- an geistiger Kraft und Thätigkeit, und auch in Böotien fand sich damals noch viel
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