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1. Geschichte des Alterthums - S. 291

1852 - Weimar : Albrecht
291 Liebe zur Musik und Poesie. Gleichzeitig mit Pindar lebten zwei böotische Dichterinnen, Myrtis und Korinna, die mit ihm in der Poesie gewetteifert haben sollen. Auch Pindars eigne Familie war der Kunst zugethan, und nach böotischer Sitte erhielt der Knabe zuerst Unterricht im Flötenspiel. Ec widmete sich ganz der Poesie und Musik, und bald verbreitete sich der Glanz seines Ruhmes durch ganz Griechenland, und Könige und Städte rangen darnach von ihm besungen zu werden. Wenn er auch Geschenke für seine Gedichte empfing, so waren seine Gesänge doch der Ausdruck seiner Herzens- meinung und innigen Ueberzeugung; stets blieb er seinem Grund- sätze treu, daß Geradheit und Aufrichtigkeit überall an ihrer Stelle sei. Er scheint ein einfaches und anspruchsloses Leben geführt zu haben, gefällig gegen alle, die feiner bedurften, fromm gegen die Götter, die er durch Gesänge verherrlichte und durch Weihgeschenke verehrte, und deßhalb geliebt und ausgezeichnet von Göttern und Menschen. Bei vielen Festen, für die er Lieder dichtete, war er persönlich zugegen, besonders zu Olympia und Delphi, wo er wohl m der Regel selbst den Chor einübte. Auf die wiederholte Einla- dung des Hiero von Syrakus lebte er auch einige Zeit in Sieilien. Er soll in hohem Alter zu Argos sanft entschlummert sein. Pindar hat sich in allen Gattungen der Chorpoesie ausgezeich- net, er hat Hymnen auf die Götter, Päane, Dithyramben, Pro- cessionslieder, mimische Tanzlieder, Tischlieder, Trauergesänge und Lobgesänge auf Fürsten gedichtet; besonders berühmt waren seine Siegeshymnen (Epinikien) auf die Sieger in den Nationalspielen der Griechen. Die Siegeshymnen zeichnen sich durch großen Ge- dankenreichthum und kunstvolle Anlage aus; der in denselben herr- schende Stil ist bald strenger und ernster, bald heitrer und leichter. Pindar weiß dem Siege eine höhere Bedeutung für das Leben des Siegers zu geben; der gegenwärtige Ruhm des Siegers erscheint ihm im Zusammenhange mit dem Zustande und der Vergangenheit des Stammes und Staates, aus dem jener hervorgegangen ist. Er ermahnt, das errungene Glück würdig zu ertragen und die bewiesene Tüchtigkeit durch andere Tugenden zu erhöhen. Erhabene, sinnvolle Wahrheiten gehen wie Göttersprüche aus seinem Munde hervor und erschüttern wie mit einer Zauberruthe das Gemüth des Lesers. 3n)i)ci)en Homer und Pindar liegt eine große Periode der Bil- dung des griechischen Geistes; es ist als wenn der eine Dichter einem anderen Weltalter angehörte als der andere. In Homer finden wir jene Jugend des menschlichen Geistes, die noch ganz in der An- schauung und der Phantasie lebt, deren Hauptgenuß in der leben- digen Borstellung von Erscheinungen, Thaten und äußern Ereig- nissen besteht, ohne daß sie dabei sonderlich nach Ursachen und Fol- gen fragt. In Pindar dagegen erscheint der griechische Geist un- endlich reifer und ernster; sein Hauptbestreben rst, die Gesetze einer- sittlichen Weltvrdnung in dem eignen Innern zu finden, und diese Gesetze wendet er dann zu einer scharfen Kritik jener schönen und lebensvollen Gebilde an, welche die Phantasie der früheren Zeitalter erjchaffen hat. Am meisten weicht er von Homer in der Darstel- lung des Schicksals der Gestorbenen ab, die nach der Schilderung f 19 * L. im ° Theologische Poesie
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