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1. Geschichte des Alterthums - S. 359

1852 - Weimar : Albrecht
359 nur durch das Eingehen auf die gemachten Anträge gerettet werden könne, und e» wurden deshalb Pisander und zehn andere Bürger abgesandt, um mit Alcibiades und Tissaphernes nähere Unterhand- lungen anzuknüpfen. Diese hatten aber keinen Erfolg, weil Alci- biades im Namen des Satrapen zu große Forderungen machte, sie "wurden wieder abgebrochen, und Tissapherues schloß mit den Spar- tanern einen neuen Vertrag. Demohngeachtet wurde in Athen die Veränderung der Verfassung durchgeführt, besonders durch die Thä- tigkeit der Synomosieen oder aristokratischen Klubbs, welche aus den reicheren Bürgern bestanden. Nachdem mehrere Demagogen, nament- lich Androkles, das Haupt der Volkspartei, aus dem Wege geräumt worden waren, wurde die Verfassung unter der heimlichen Leitung des geistreichen Redners Antiphon, und durch die Thätigkeit des Pisander, Theramenes, Phrynichus und anderer umgestaltet. Das Unternehmen wurde nicht bloß von den vornehmsten und einfluß- reichsten, sondern auch von den aufgeklärtesten und biedersten Män- nern begünstigt, welche, ohne eine Schreckensregieruug zu beabsich- tigen, die Herrschaft des Pöbels und seiner Wortführer beseitigen wollten. Die Bürger waren, weil sie wegen der Besetzung Deceleas durch die Spartaner stets unter den Waffen sein mußten, ermüdet und rathlos. Die Volkspartei aber war so eingeschüchtert und un- ter sich so von Mißtrauen erfüllt, daß kein Wortführer derselben öffentlich aufzutreten oder sich auch nur mit andern zu besprechen wagte. All die Stelle des Rathes traten vierhundert, und an die Stelle der Volksversammlung fünftausend Bürger. Die Vierhun- dert, welche keinen Gehalt vom Staate bezogen, sollten mit unbe- schränkter Vollmacht regieren und die Fünftausend nur versammeln, wenn es ihnen beliebe. Tie Vierhundert behielten möglichst die alten Formen bei, ihre Regierung war aber eine Oligarchie und wurde bald ein Schreckensregiment; sie versammelten die Fünftau- send nicht einmal; ließen einige Verdächtige umbringen, andere warfen sie in den Kerker oder verbannten sie; die Verbannten rie- fen sie nicht zurück, damit nicht auch Alcibiades nach Athen zurück- kehre; dagegen machten sie dem König Agis von Sparta Friedens- Vorschläge, weil sie meinten, die Spartaner würden mit einer Oli- garchie lieber als mit einer demokratischen Regierung unterhandeln. In dem athenischen Heere, welches sich auf der Flotte bei Sa- mos befand, hatte unterdessen die demokratische Partei wieder die Oberhand gewonnen und deshalb wurde von ihm die Nachricht von der in Athen stattgehabten Verfassungsveränderung sehr übel auf- genommen. In einer Versammlung des Heeres wurde der Beschluß gefaßt, die Oligarchie nicht anzuerkennen und die Demokratie zu be- haupten. Zwei junge Officiere, Thrasybulus und Thrasyllus, die Häupter der demokratischen Partei, wurden jetzt vom Heere zu Anführern gewählt und ließen sämmtliche Krieger die schwersten Eide schwören, daß sie bei der demokratischen Verfassung beharren, einträchtig sein, den Krieg gegen die Pelvponnesier fortsetzen und Gegner der Vierhundert bleiben wollten. Auch die Samier leisteten denselben Eid. So war nun Samos gleichsam die Hauptstadt der demokratischen Partei der Athener, welche sich, im Besitze der Flotte und eines bedeutenden Heeres, für das eigentliche Volk hielt. Die
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