1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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zugs. Allein der treulose Tissaphernes nahm bei einer Unterredung
die Anführer der Griechen hinterlistig gefangen und ließ sie in Ketten
zum Könige bringen, auf dessen Befehl sie hingerichtet wurden.
Schon verzweifelten die Griechen, deren Zahl nur noch 10,000
betrug, an ihrer Rettung; da trat der Athener Lenophon auf und
ermahnte sie, sich nicht unthätig ihrem Verderben hinzugeben, son-
dern sich mit den Waffen den Weg in die Heimath zu bahnen.
Die Griechen wählten sich neue Anführer, und unter diesen war
Lenophon der bedeutendste, obgleich er seine Befehle nur im Namen
des Spartaners Cheirisophus ertheilte. Unter den größten Beschwer-
den und Mühseligkeiten und unter fortwährenden Kämpfen legten
die Griechen den Weg durch Mesopotamien, Medien, Armenien
und am südlichen Ufer des schwarzen Meeres bis nach Thracien
zurück. Eine kleine Schaar Griechen bot den großen persischen Heeres-
massen und den Ränken der Satrapen Trotz und bahnte sich, ohne
Kenntniß der Gegenden, ohne Karten und zuverlässige Wegweiser
zu haben, den Weg durch Wüsten und Wildnisse, durch Gebirge
und Schluchten, durch barbarische Länder und die bewaffnete Be-
völkerung ganzer Landstriche. Der ganze Zug von Ephesus bis
Kunaxa und von da bis in die Gegend des schwarzen Meeres dauerte
fünfzehn Monate; er wird der Rückzug der Zehntausend genannt
und ist eine der glänzendsten Kriegsthaten des Alterthums; er zeigt
die Ueberlegenheit der griechischen Bildung und Gewandtheit über
die Ohnmacht und Versunkenheit des persischen Reiches.
Die Kämpfe Die Statthalterschaft des Cyrus erhielt Tissaphernes. Als die-
Persien.""^ ser die kleinasiatischen Griechen zu unterwerfen suchte, wandten sich
Agesiiaus. jálese nach Sparta um Hülfe. Sparta gewährte ihre Bitte und
sandte 400 vor Chr. ein kleines Heer unter Thimbron, welchen
399 v. Chr Dercyllidas ablöste, nach Kleinasien. Dercyllidas führte
den Krieg mit Glück und schloß 397 v. Chr. mit Pharnabazus und
Tissaphernes einen Waffenstillstand, in welchem die Freiheit der klein-
asiatischen Griechen anerkannt wurde. Da aber die persischen Sa-
trapen den Waffenstillstand nur zu größeren Rüstungen benutzten,
so sandten die Spartaner ein neues und größeres Heer unter dem
König Agesilaus nach Asien 396 v. Chr. Agesilaus hatte sich nach
dem Tode seines Bruders Agis 397 v. Chr. die Regierung ange-
maßt, indem er seinen Neffen Leotychides, den sein Vater früher
für einen Sohn des Alcibiades erklärt, auf dem Todbettc aber als
Sohn anerkannt hatte, mit Hülfe des Lysander verdrängte. Ob-
gleich Agesilaus hinkte, hatte er sich doch durch unermüdliche Leibes-
übungen zu großer Ausdauer und kriegerischer Thätigkeit geschickt
gemacht; er lebte äußerst enthaltsam und einfach und trachtete nach
dem Ruhme altspartanischer Sittenstrenge. Von Natur leidenschaft-
lich und ehrgeizig, aber gewandt und geschmeidig gewann Agesilaus
durch Selbstbeherrschung, Milde und Freundlichkeit besonders die
Gunst der in der letzten Zeit mächtig gewordenen Ephoren und hob
dadurch das königliche Ansehen. Als ein guter Feldherr bewährte
sich Agesilaus auf seinen Feldzügen in Asien. Er scheint nicht nur
die Absicht gehabt zu haben, den Persern die griechischen Städte
von Kleinasien zu entreißen, sondern auch die Perser in ihrem