1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Begründer von Macedoniens weltgeschichtlicher Größe. Anfangs
regierte er als Vormund seines jungen Neffen Amyntas, bald aber,
nachdem er die Freiheit der Macedonier gerettet hatte, wurde er
von dem Volke als König anerkannt.
Philipp war von Pelopidas als Geisel mit nach Theben ge-
nommen worden und hatte dort in täglichem Verkehr mit Epami- tritt, sem
nondas und dessen Freunden drei Jahre gelebt. Von Theben aus feiñveinri*
hatte er andere griechische Staaten besucht, war mit Plato und Zungen.
Aristoteles und anderen großen Männern bekannt geworden, hatte
Kunst und Wissenschaft, bürgerliche Einrichtungen und das Kriegs-
wesen der Griechen kennen gelernt und so die geistige Anregung
und Entwickelung gefunden, welche ihn zu einem der größten Kö-
nige des Alterthums machten. Schon bei Lebzeiten seines Bruders
war er nach Macedonien zurückgekehrt und hatte wahrscheinlich ein
Fürstenthum zur Verwaltung erhalten. Nach dem Tode des Per-
dikkas hatte er das nächste Recht zur Vormundschaft über seinen
Neffen Amyntas und ergriff deshalb die Zügel der Regierung.
Durch Geld bewog er den thraeischen König, daß er den Pausanias
nicht länger unterstützte. Daun besiegte er den Argäus in einer
Schlacht, in welcher dieser das Leben verlor. Die gefangenen Athe-
ner behandelte er sehr freundlich, bewirthete und beschenkte ste und
schickte sie mit Freundschaftsversicherungen nach Hause. Dann griff
Philipp die Päonier an und unterwarf sie. Endlich schlug er auch
die Illyrier in einem mörderischen Treffen und zwang sic zum Frie-
den und zur Herausgabe der besetzten macedonischen Städte.
Philipp besaß die Talente des Feldherrn, Staatsmannes und
Alleinherrschers. Das Endziel seiner Pläne war die Ausdehnung
der macedonischen Macht über ganz Griechenland, wenn auch nicht
in der Form einer absoluten Herrschaft, doch in der einer Hegemo-
nie, und die Vereinigung der bisher durch stete innere Kriege ge-
schwächten Kräfte des griechischen Volkes zur Eroberung des persi-
schen Reiches. Diesen Plan verfolgte er mit der größten Beharr-
lichkeit und Schlauheit. Die griechischen Staaten erleichterten ihm
die Ausführung durch Zersplitterung ihrer Kräfte und durch fort-
währende gegenseitige Befehdung. Mit feiner Berechnung benutzte
Philipp die Zeitverhältnisse, gewann das Vertrauen der griechischen
Staaten, schürte unbemerkt das Feuer und mischte sich hier vermit-
telnd, dort dem Schwächeren beistehend ein. Ueberall unsichtbare
Fäden anspinnend, umgarnte er allmälig Griechenland, welches ihm
endlich innerlich und äußerlich aufgerieben als Beute zufiel, während
er bei aller Perfidie jedesmal den Schein des Rechts zu retten und
durch milde Behandlung der Unterdrückten den Schein der Gewalt
zu entfernen wußte. Philipp besaß Sinn für Wisseuschaft und
Kunst, er ehrte Dichter und Künstler und suchte griechische Sitten
und griechische Bildung in seinem Lande zu verbreiten. Das Vor-
bild des Königs und seines Hofes war hier von der größten Wich-
tigkeit, und bald war der Adel der gebildetste Theil der Nation.
Den Philosophen Aristoteles, welcher alle Kenntnisse seiner Zeit in
stch vereinigte, bat Philipp auf eine feine Art und Weise die Er-
ziehung seines Sobnes Alexander zu übernehmen. Philipp war
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