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1. Geschichte des Alterthums - S. 412

1852 - Weimar : Albrecht
412 In Thunum hat sich Herodot mit der Ausführung und Vollendung seines Geschichtswerkes bis an sein Lebensende beschäftigt, welches erst nach 408 v. Chr. erfolgt ist. Sein Geschichtswerk ist wahr- scheinlich nicht so weit vollendet, als er es beabsichtigt hatte. Aus reinem Triebe der Forschung hat Herodot bedeutende Rei- sen gemacht; er hat Aegypten bis nach Elephantine hinauf, Libyen bis in die Umgegend von Cyrene, Phönicien, Babylon, wohl auch Persien, die griechischen Staaten am cimmerischen Bosporus und das angrenzende Land der Scythen sowie Kolchis besucht und Grie- chenland und Unteritalien genauer kennen gelernt. Einzelne ausge- arbeitete Theile seines Werkes soll Herodot zu Olympia, an den Panathenäen zu Athen und an anderen Orten vorgelesen haben. Sein Werk enthält die Darstellung der aus dem Kampfe mit persi- scher Uebermacht siegreich hervorgehenden und durch der Götter Bei- stand geretteten griechischen Freiheit. Herodot geht von der An- nahme einer alten Feindseligkeit zwischen den Hellenen und den Völ- kern Asiens aus und beginnt deshalb mit den frühesten Zuständen von Asien. Er läßt die alten Erzählungen von dieser Feindschaft bald fallen und geht zu der lydischen Monarchie, daun zu dem von Cyrus gestifteten Reiche über. Die Eroberung Aegyptens durch Kambyses, veranlaßt ihn zu einer umfassenden Schilderung dieses Landes, sowie später der Zug des Darius gegen die Scythen ihm Gelegenheit giebt, die Bewohner des nordöstlichen Europa und der daran stoßenden Länder Asiens ssowie der Nordküste von Afrika zu schildern. Erst im fünften Buche kömmt er zu der Ausbreitung der persischen Macht in Europa, zunächst in Thracien und Macedonien, und zu dem Aufstaude der kleinasiatischen Griechen. Die Unter- stützung dieses Aufstandes von Seiten der Athener giebt dann Ver- anlassung zu dem Zuge der Perser, welcher durch den Sieg bei Marathon sein Ende erreicht und im sechsten Buche beschrieben ist. Die folgenden Bücher erzählen in ausführlicher Darstellung den von Ierres unternommenen Kriegszug bis zu dessen Ende. Auf die chro- nologische Folge der Begebenheiten hat Herodot verzichtet; dagegen ist ein Grundgedanke-— die Ueberwindung der Barbaren, welche die Welt unterjocht, aber das freie Hellas nicht zu bewältigen ver- mocht haben — der Faden, an welchen sich alles Einzelne anknüpft, selbst die ausführlichen Länder- und Völkerschilde^ungen, welche als Episoden eingeschaltet sind. Trotz des großen Umfangs der Dar- stellung, welche sich fast über alle damals bekannten Völker der Erde verbreitet, behält Herodot doch von Anfang bis zu Ende den Faden in der Hand. Es liegt dem Werke eine höhere, innere Einheit zu Grunde, die wir als eine epische bezeichnen können. Aber nicht nur in diesem ununterbrochenen Flusse der Mittheilung hat Herodot's Geschichte Aehnlichkeit mit einem Epos, sondern auch darin, daß das Ganze durch gewisse Ideen zusammengehalten und von densel- den beherrscht wird. Es ist dieses die religiöse Idee einer Weltord- nung, welche jedem Wesen seine bestimmte Bahn und seine festen Schranken angewiesen hat. Diese ewige Ordnung der Dinge besteht von Anfang an in der moralischen Welt sogut wie in der physischen, und kein Wesen kann die ihm gezogene Grenze überschreiten, ohne sich selbst zu zerstören. Auch dem Menschen hat die Gottheit ein
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