1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die Athener bewiesen ihm durch übertriebene Schmeicheleien ihren
Dank. Den Sohn Alexanders, den siebzehnjährigen Herakles, ließ
309 v. Chr. Polysperchon durch Gift aus dem Wege räumen; Kleo-
patra, die Schwester Alexanders, wurde auf Antigonus Befehl um-
gebracht. Nachdem alle Glieder des königlichen Hauses ermordet
waren, konnte die Vertheidigung eines rechtmäßigen Erben nicht
mehr den Vorwand der verwüstenden Kämpfe abgeben. Es hatte
daher auch zuerst Antigonus, dann Ptolemäus, Lysimachus, Seleu-
kus und Kassander den Königstitel angenommen. Es bildeten sich
fünf Reiche; Antigonus herrschte in Mittel- und Kleinasien, Seleu-
kus in Babylon und dem hintern Asien, Ptolemäus in Aegypten
und Cyrene, Kassander in Macedonien und einem Theil Griechen-
lands, Lysimachus in Thracien und am Hellespont. Aegypten blieb
unter der Herrschaft der Ptolemäer bis es eine Beute der Römer
wurde. Das reiche Aegypten war diejenige Provinz von Alexanders
Monarchie, welche sich zuerst und dauernd zu einem selbständigen
Königreich bildete. Ptolemäus und seine beiden nächsten Nachfolger
schlugen den rechten Weg ein, um das Einheimische mit dem Grie-
chischen zu verbinden. Sie fügten zu Aegypten noch einige andere
Länder hinzu, welche dem Hauptlande nahe lagen und ihm zum
Schuhe und zur Ergänzung seiner Macht und seiner Hülfsguellen
dienten. Es waren dies Palästina, Cölesyrien und Phönicien, dann
Cyrene, Cypern, mehrere Landschaften Kleinasiens, die Cykladen
und einige thracische Städte. Durch geschickte Benutzung der Ver-
hältnisse machten sie Aegypten zum Mittelpunkte des Welthandels
und zum Hauptsitze der Künste, Wissenschaften und Gewerbe; sie för-
derten die dem Geiste der Zeit angemessene Bildung, die man daher
auch nach dem Namen ihrer Residenz die alexandrinische genannt hat.
Die drei ersten Ptolemäer regierten Aegypten ein ganzes Jahrhun-
dert hindurch glücklich und mit außerordentlichem Glanze. Durch
den Welthandel, dessen Sitz Alexandria war, wurde Aegypten das
reichste Land und Alexandria eine der größten und prächtigsten
Städte. Ptolemäus I. baute auf der Insel Pharus den ersten
Leuchtthurm. Ptolemäus Ii. hinterließ einen Schatz von 740,000
Talenten; er hatte eine Flotte von mehr als 2000 Schiffen und ein
besoldetes Heer von 240,000 Mann. Aber nicht bloß Reichthum
und Macht zeichneten Aegypten aus, sondern die Ptolemäer eröstneten
auch in ihrem Lande, besonders in ihrer Hauptstadt Alexandria, den
durch die beständigen Kriege verscheuchten griechischen Gelehrten eine
Zuflucht. In dem schönsten Theile von Alexandria, Bruchium ge-
nannt, war das Museum, in welchem ausgezeichnete Gelehrte mit
königlicher Freigebigkeit unterhalten wurden und in literarischer Ge-
meinschaft lebten. Das Museum kann man eine Universität oder
eine Akademie der Wissenschaften nennen. Es hatte seine festen, auf
bestimmten Gütern beruhenden Einkünfte, und ein Vorsteher leitete
das Ganze. Auch hatten die Ptolemäer in zwei Bibliotheken, deren
eine ebenfalls im Museum,, die andere im Tempel des Serapis war,
alle zu erlangenden literarischen Werke zusammengebracht. Mit Pto-
lemäus Iv. Philopator beginnt eine Reihe sehr schlechter Fürsten.
Tyrannei, Grausamkeit, Ueppigkeit der Könige, Herrschaft der Buh-
lerinnen und unwürdiger Günstlinge, Vcrwandtenmord und blutige