1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Diese Anforderung wiesen die Römer mit Stolz zurück. Die Con-
suln Titus Manlius Torquatus und Publius Decius Mus der Aeltere
hoben zwei Heere aus, vereinigten sieb mit dem samnitischcn Heere
und zogen nach Kampanien, wo die latinischen Truppen und ihre Ver-
bündeten im Felde standen. Die Konsuln hielten besonders in diesem
Kriege mit den bisher mit dem römischen Heere verbunden gewesenen
Latinern die strengste Kriegszucht für nothwendig und untersagten
jeden einzelnen Kampf mit dem Feinde. Der Sohn des Konsuls
Manlius aber nahm, gereizt durch den Spott eines latinischen An-
führers, eine Herausforderung an und tóbete den Gegner. Trium-
phirend kehrte er ins Lager zurück; allein sein Vater ließ ihn mit
rücksichtsloser Strenge hinrichten.
Auch der andere Konsul gab ein Beispiel aufopfernder Vater-
landsliebe. Beiden Konsuln hatte ein Traumgesicht verkündet, daß
in der bevorstehenden Schlacht von der einen Seite das Heer, von
der anderen aber einer der Anführer den Göttern der Unterwelt
zum Opfer fallen müßten. Um den ihnen verkündeten Schicksals-
spruch zu Gunsten der Römer zu wenden, gelobten sich die Konsuln,
daß derjenige von ihnen, dessen Schaaren in der Schlacht zuerst
wanken würden, sich sogleich den unterirdischen Göttern weihen wolle.
Als es nun 340 v. Khr. am Fuße des Vesuv zu einer Schlacht
kam und der Flügel des Decius zu weichen begann, ließ dieser sich
vom Oberpriester die Formel der Todesweihe vorsprechen, und rief
. laut die ihm vorgesagten Worte aus,. durch welche er sich und die
Legionen der Feinde den unterirdischen Göttern weihte. Dann stürzte
er sich in die dichtesten Reihen der Feinde und fand einen ruhm-
vollen Tod. , Die Schlacht wurde gewonnen, und von den Latinern
entkam nicht einmal der vierte Theil des Heeres. Nachdem die La-
tiner noch in einer zweiten Schlacht bei Trifanum besiegt worden
waren, war ihre Macht gebrochen und der latinische Bund löste sich
auf. Einige latinische und kampanische Städte unterwarfen sich den
Römern, andere führten noch zwei Jahre lang den Krieg fort, bis
endlich alle besiegt waren. Mit kluger Politik suchte der römische
Senat das Interesse der Latiner und Kampaner durch die Verschie-
denheit der ihnen gewährten Rechte zu theilen. Die Bürger der
einen Stadt mußten auswandern, und ihr Gebiet wurde an römische
Kolonisten vertheilt, die Bewohner anderer Städte dagegen wurden
mit den römischen Kolonisten verschmolzen,' noch andere Städte er-
hielten das römische Bürgerrecht mit größerer oder geringerer Be-
schränkung. Die Herstellung des latinischen Bundes wurde für im-
mer unmöglich gemacht, indem die Römer die latinischen Landtage
verboten, jedem Latiner den Besitz von Landeigeuthum außerhalb
des Gebietes seiner Stadt untersagten und einen großen Theil des
Landes als römischen Staatsacker einzogen. Die latinischen Trup-
pen, welche vorher mit den römischen Legionen vereinigt gewesen
waren, wurden von diesen getrennt und als besondere Abtheilungen
dem Heere beigegeben, aber nicht als eine selbständige Macht, son- .
dern als Truppen von Unterthanen.
Samntten'b Die Gründung einer römischen Kolonie in dem von den Sam-
Ttua!n niten zerstörten Fregella und ein Zwist der Römer mit der den