1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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schlag, dem Pompejus die Fortsetzung des Krieges gegen Mithrida-
tes zu übertragen, ihm die bereits zur Unterdrückung der Piraten
ertheilte Macht zu lassen und ihm außerdem alle in den asiatischen
Ländern stehenden Truppen unterzuordnen. Der Antrag war un-
nöthig, da der Krieg durch Lucnllus so gut wie beendigt war. Bald
nachdem Sulla nach Italien zurückgekehrt war, hatte dessen Legat
Murena den Krieg mit Mithridates wieder begonnen, jedoch ohne
Glück geführt. Auf den Befehl Sulla's war von einem andern Le-
gaten 81 v. Chr. der Friede wieder hergestellt worden. Einige
Jahre später aber, als die Römer mit Sertorius, mit den Sklaven
und mit den Seeräubern Krieg führten, hatte, Mithridates die Waf-
fen wieder ergriffen. Der römische Senat schickte deshalb 74 v. Chr.
die beiden Consnln L. Licinius Lueullus und M. Aurelius Cotta
mit zwei Heeren nach Asien. Lueullus, welchem einige Jahre nach
einander die Leitung des Krieges übertragen wurde, nöthigte im
dritten Jahre des Krieges den Mithridates aus seinem Reiche nach
Armenien zu Tigranes zu fliehen. Lueullus drang dann auch in
Armenien ein und nahm 69 v. Chr. Tigranokerta, die Hauptstadt
des Tigranes, ein. Allein mitten in seinem Siegeslauf wurde Lu-
cullus gehemmt. Er hatte den Bedrückungen und dem Wucher der
römischen Zollpächter und Kapitalisten, welche das unglückliche Klein-
asien auf eine unmenschliche Weise aussaugten, Einhalt gethan und
hatte sich dadurch den unversöhnlichen Haß aller der Römer zuge-
zogen, welche Geldgeschäfte trieben. Diese einflußreichen Männer
arbeiteten an seinem Sturze, und sie erreichten ihren Zweck um so
eher, da auch die Mehrzahl der Soldaten an Lueullus Stelle einen
anderen Anführer wünschten. Die Unzufriedenheit des Heeres hatte
sich Lueullus dadurch zugezogen, daß er das Plündern verboten und
die strengste Mannszucht gehalten hatte. Die Unzufriedenheit des
Heeres ging in offene Auflehnung über, als Lueullus in Parthien
einzudringen beabsichtigte. Er mußte dem Heere nachgeben, zog
nach Mesopotamien und suchte das Heer durch die gemachte Beute
und den Winteraufenthalt in dem warmen Klima mit sich auszusöh-
nen. Seine Entfernung benutzte Mithridates und kehrte nicht nur
in sein Königreich zurück, sondern besetzte auch Kappadoeien. Jetzt
wurde dem Lueullus der Consul Manius Acilius Glabrio als Nach-
folger gesandt, und die Soldaten verweigerten dem Lueullus den
Gehorsam. Glabrio fühlte sich einem Kriege mit Mithridates nicht
gewachsen, und es wurde auf den Vorschlag des Volkstribun C.
Manilius 66 v. Chr. dem Pompejus der Krieg gegen Mithridates
mit sehr ausgedehnter Vollmacht übertragen. Pompejus besiegte den
Mithridates und Tigranes, er versammelte viele kleinasiatischen Für-
sten um sich, hob einzelne Fürstenthümer auf und errichtete neue,
vertheilte Diademe und schaltete wie ein Kaiser. Mithridates fand
in dem Kampfe mit seinem Sohne Pharnaces 63 v. Chr. den Tod.
Die unterworfenen Länder wurden als die Provinzen Asien, Bithy-
nien, Cilicien und Syrien dem römischen Reiche einverleibt. Pom-
pejus verließ Asien 62 v. Chr. und feierte im folgenden Jahre einen,
höchst glänzenden Triumph. Der Reichthum und der Luxus des
Orients wurden nach Rom versetzt, und Hunderttausende von ver-
dorbenen Asiaten kamen als Sklaven in die römischen Familien.