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1. Geschichte des Alterthums - S. 620

1852 - Weimar : Albrecht
620 Der Landbau. mit anderen Spielereien beschäftigt, bekümmerten sich die vornehmen Römer nicht um die öffentliche Wohlfahrt und sahen theilnahmlos auf das dem gesunkenen Staate drohende Verderben. Cicero und Cato waren in der letzten Zeit der Republik die einzigen Männer, welche im Senate von Tugend und Vaterlandsliebe sprechen konn- ten, ohne ausgelacht oder für Heuchler gehalten zu werden. Eben so schamlos und den unnatürlichsten Lastern ergeben, wie die Män- ner, waren die Frauen und Mädchen. Daher nahmen Untreue, Ehebruch, Ehescheidungen und der Hang zum ehelosen Staude immer mehr überhand. Die Vernachlässigung der Erziehung und die frühe Ausartung der Jugend waren eine nothwendige Folge. Die jungen Römer waren feig und kraftlos im Kriege und uner- fahren in der Staatskunst, Beredtsamkeit und Rechtsgelehrsamkeit. Arbeitsamkeit, Mäßigkeit, Tapferkeit und Vaterlandsliebe waren verschwunden. Aber nicht bloß unter den Vornehmen, sondern auch unter der niedern Klasse der Bürger herrschten alle Arten von La- stern und Ausschweifungen. Die Bewohner Roms waren zum groß- ßen Theil der Auswurf von ganz Italien und den Provinzen, ein unreiner Haufe von Sklaven und Freigelassenen. In Rom kam, wie an einem Zustuchtsorte der Bosheit und des Müssigganges, das liederlichste Gesindel aller Länder zusammen, um dort auf Kosten des Staates, von den Bestechungen der Vornehmen oder dem Er- trage ihrer Schandthaten zu leben. Zu Cäsars Zeit erhielten 320,000 Bürger monatliche Gctraidespenden vom Staate; Cäsar setzte ihre Zahl auf 150,000 herab. Gleiche Verdorbenheit wie in Rom herrschte auch in den römischen Heeren. Jeder Feldherr müßte sich seine Soldaten erst erziehen und an Kriegszucht, Arbeitsamkeit und Tapferkeit gewöhnen. Die römischen Legionen, aus dem ver- dorbenen Pöbel gebildet, waren nicht mehr von Liebe zum Vater- lande erfüllt, sie dienten weniger dem Staate als dem einzelnen Feldherrn und waren ebenso bereit gegen als für ihre Mitbürger zu fechten. Die Liebe zum Landbau und die Achtung desselben hat sich bei den Römern bis in die letzte Zeit der Republik erhalten, und es gab, selbst als die sittliche Verdorbenheit schon sehr überhand ge- nommen hatte, wenigstens noch einzelne ausgezeichnete Männer, welche sich dieser Beschäftigung nicht schämten. Nachtheilig wirkte bei der zunehmenden Vergrößerung des Staates die Vermehrung der Staatsländereien und die Besitznahme derselben durch einzelne Reiche. Daneben fanden so selten und so kärgliche Ackervertheilun- gen an ärmere Bürger statt, und die vertheilten Accker wurden von den Reichen so häufig durch Kauf, List und Gewalt mit ihren groß- ßen Gütern vereinigt, daß schon zu den Zeiten der Gracchen fast ganz Italien nur aus übermäßig großen Landgütern bestand, und die Zahl der Landleute sehr vermindert war. Die beständigen Kriege und bürgerlichen Unruhen entwöhnten die Römer der eifrigen Be- bauung ihrer Aecker und verminderten die Liebe zum Landbau, wäh- rend auf den Gütern der Reichen die Unmasse der nach Italien ge- führten Sklaven verwendet wurde. Die Verschwendung und die Genußsucht, welche nach den punischen Kriegen in Rom zu Herr-
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