1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
A
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Gothen in Italien zuvorzukommen, sehte mit Truppen nach dem
Peloponnes über und schloß Alarich in Arkadien ein. Doch Alarich
entkam nach Epirus und wurde von dem oströmischen Hof zum
Oberfeldherrn des östlichen Jllyriens ernannt. Auf Anregung des
Hofes von Constautinopel fiel er 400 verwüstend in das weströmische
Reich ein und drang bis in das Venetiauische vor. Als er 402
seinen Einfall wiederholte und Oberitalien verheerte, lieferte'ihm
Stilicho 403 zuerst bei Pollentia und dann bei Verona eine Schlacht.
Alarich erlitt einen so empfindlichen Verlust, daß er mehrere Jahre
ruhig blieb. Dagegen sammelte Radagais aus verschiedenen deut-
schen Stämmen zwischen dem Rhein und der Donau einen unge-
heuren Schwarm und drang mit demselben 406 über die Alpen nach
Italien vor. Stilicho schloß diesen Haufen in den Gebirgen in der
Nähe von Florenz so ein, daß er durch Mangel aufgerieben wurde.
Zur Rettung von Italien hatte Stilicho aus Britannien, Gallien
und von der Nheingrenze die meisten Truppen uach Italien gezogen, und
eine Fluth von deutschen Schaaren, Vandalen, Sueven, Quaden,
Alanen und andere Stämme gingen über den Rhein, durchzogen
und verheerten Gallien. Noch größer war die Verwirrung in Bri-
tannien, wo zwei Usurpatoren nach einander von den Soldaten er-
hoben und ermordet wurden; ein dritter, Namens Constantin, ging
nach Gallien hinüber und unterwarf sich einen Theil dieses Landes
und Spaniens. Ueber diesen Unfällen vergaß der weströmische Hof
die Verdienste Stilicho's und legte ihm die Zerrüttung des Reiches
zur Last. Als nun Alarich die ihm von Stilicho versprochenen
Jahrgelder forderte, gab Honorius den Einflüsterungen von Stili-
cho's Feinden Gehör und ließ Stilicho 408 ermorden. Da drang
Alarich 408 in Italien ein, verheerend zog er bis vor Rom, wel-
ches sich durch eine hohe Contribution von der Einnahme loskaufen
mußte. Dasselbe geschah 409, als Honorius die Forderung noch
nicht bewilligte. 410 rückte Alarich zum drittenmal vor Rom, er-
oberte die Stadt und ließ sie plündern. Von da wandte er sich
nach Unteritalien, wo er bei Cosenza in Kalabrien starb. Sein
Schwager und Nachfolger Ataulph zog 412 mit den Gothen nach
Gallien. Als Honorius 423 starb, war ein großer Theil des west-
römischen Reiches in der Gewalt von germanischen Stämmen. Aus
Britannien hatten die Römer selbst ihre Truppen abberufen, Spa-
nien und fast ganz Gallien war von germanischen Völkern in Besitz
genommen. Dem Honorius folgte nach einer kurzen Negierung des
zum Kaiser erhobenen Ministers Johannes sein Neffe Valenti-
ni an Iii. (425 — 455). Unter dessen Regierung setzten 429 die
Vandalen unter Geiserich nach Afrika über und gründeten daselbst
das vandalische Reich. Eine große Gefahr bedrohte das weströmische
Reich, als Attila, welcher seit 433 König der Hunnen war und
dessen Reich von der Wolga bis fast an den Rhein reichte, 451 aus
den Theiß- und Donaulandschaften aufbrach und nach Gallien zog.
Der römische Feldherr Aetius eilte nach Gallien und vereinigte die
Westgothen, die Burgunder, einen Theil der Franken und andere
germanische Volksstämme Galliens zu einer gemeinschaftlichen Ver-
theidigung Galliens. Attila wurde 451 in der blutigen Völker-
schlacht auf den catalauuischen Feldern (Chalons an der Marne) ge-