1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Gewerbe,
Ackerbau,
Handel.
Lebensmitteln immer mehr zu, das Vergnügen an den verschiedenen
Arten von Spielen steigerte sich zu einer förmlichen Manie, und der
römische Pöbel wurde der trägste, verdorbenste und ergötzungssüch-
tigste auf der ganzen Erde.
Das vermehrte Bedürfniß der Bequemlichkeiten und Genüsse
des feineren Lebens hob die Künste und Gewerbe, welche sich damit
beschäftigten. So wurde z. B. das Schildpat, dessen Benutzung erst
in Sulla's Zeiten aufgekommen war, zu Ruhebetten, Tafelaufsätzen
und anderen Meubeln in unzähligen Werkstätten verarbeitet. Das-
selbe war mit dem Elfenbein der Fall. Die Bereitung des Krystall-
glases gedieh zu immer größerer Vollkommenheit. Die Verwendung
des Goldes und Silbers zu allerhand Geschirren und Geräthschaften
vermehrte die Zahl und die Geschicklichkeit der Gold- und Silber-
arbeiter. Die Reichen und Vornehmen, welche sich nicht mehr durch
Vorzüge und Verdienste auszeichneten, suchten wenigstens durch ihre
äußere Erscheinung, durch theuere Kleidung und Putz, prachtvolle
Paläste, kostbares Hausgeräth und durch eine zahlreiche und glän-
zende Dienerschaft sich vor dem großen Haufen hervorzuthun. Die
Paläste der Reichen hatten einen solchen Umfang, daß sie Seneca
mit großen Städten vergleicht; der Größe derselben entsprach die
Kostbarkeit der Materialien und die Kunst, womit diese verarbeitet
waren. Aus Griechenland, Aegypten und Numidien wurde der
Marmor und Porphyr zu den Säulen herbeigeschafft; die Dächer
der Häuser waren vergoldet oder mit Goldblech belegt, die Wände
und Decken von Marmor, die Fußböden mit Marmor getäfelt oder
mit der schönsten Mosaik ausgelegt. Gleiche Pracht wurde auch in
den vielen Landgütern entfaltet. Sie waren mit Statuen, Gemäl-
den und anderen Kunstwerken geschmückt, das Hausgeräth aus den
kostbarsten Stoffen mit großer Kunst gearbeitet. Das Tafelgeschirr
war von Gold, nur das Küchengeschirr war von Silber. Silberne
Becher und Schüsseln wurden nur dann geduldet, wenn sie von be-
rühmten Meistern gearbeitet waren, und selbst goldene Becher wur-
den für gemein gehalten, wenn sie nicht mit seltenen Steinen und
Gemmen verziert waren. Die Anfertigung dieser Dinge beschäftigte
eine Menge Künstler und Handwerker und trug zur Hebung der
Gewerbthätigkeit bei. — Die Mode und die Eitelkeit, welche in
jedem größeren Hause eine Bibliothek verlangte, machte die Verfer-
tigung des Papiers und den Buchhandel zu ergiebigen Erwerbs-
quellen. Bereits unter Augustus wurde in Rom der Buchhandel
lebhaft betrieben, und unter Vespasian verbreitete er sich auch in
die Provinzen, besonders nach Gallien.
Den Landbau wurden die fruchtbarsten Strecken durch die Land-
güter der Reichen entzogen. Wo früher Hunderte vm fleißigen
Landleuten gewohnt hatten, da befanden sich jetzt einzelne Landgüter
von ungeheurem Umfang, da waren prächtige Landhäuser, Gärten
und Parkanlagen, Teiche und Wasserkünste. Die Reichen suchten
ihre Landgüter immer mehr zu vergrößern und verdrängten und
vertrieben die benachbarten Eigenthümer kleinerer Bauerngüter. Von
den großen Gütern aber suchte man den größtmöglichen Ertrag zu
bekommen und benutzte deshalb, da Getraide aus Afrika, Aegypten