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1. Geschichte des Mittelalters - S. 14

1854 - Weimar : Böhlau
14 zwanzig Jahre dauern ließen. Wie der Ritter von seinem Heerge- folge, so war der Druide von seinen lernbegierigen Jüngern um- ringt, die von ihm die geheime Wissenschaft, die astrologische und magische Kunst, so wie den Scharfblick bei dem richterlichen Schieds- spruch, das Recht die Opfer zu verrichten und den furchtbaren Bann zu verkünden, zu erwerben suchten. Die Druiden hatten ihre Ge- heimlehren in zahlreichen Liedern niedergelegt, welche ihre Zöglinge, ohne Hülfe der Schrift, dem Gedächtniß einprägen mußten. Die Gallier kannten zwar die griechische Schrift und bedienten sich der- selben zu öffentlichen und Privatgeschäften, aber die Priesterlehren durften nicht aufgezeichnet, werden, um deren Verbreitung unter das Volk zu verhindern. Die Druiden wählten unter sich ein le- benslängliches Oberhaupt, dessen Stellung eine bedeutende gewesen sein muß, da es zuweilen zwischen den einzelnen Völkerschaften zum Kriege kam, wenn sie sich über die Wahl nicht vereinigen konnten. Die Druiden waren von Abgaben und vom Kriegsdienst frei, und die Ehe war ihnen nicht verboten. Bei ihrer jährlichen Hauptversammlung, im Lande der Carnuten, in der Nähe des heu- tigen Chartres, vollzogen sie gewisse, heilige Gebräuche, berath- schlagten über die öffentlichen Angelegenheiten, entschieden Streitig- keiten zwischen Privatpersonen, ertheilten Belohnungen und Stra- fen, schlossen die, welche sich ihrem Urtheil nicht unterwerfen woll- ten, von der religiösen Gemeinschaft der Nation aus, eine der Er- kommunikation des Mittelalters ähnliche Strafe, und leiteten, we- nigstens zur Zeit ihrer Macht, die Politik der einzelnen Staaten. Die Druiden waren, so lange das gallische Leben sich kräftig er- hielt, die Lenker und Regierer desselben und der Kern und Schwer- punkt der Nationalität. Sie waren ein eigentlicher Priesterorden, mit allem, was im frühesten Alterthum mit dem Kultus in nächster Verbindung stand, wie Ausübung des Richteramtes, der Heilkunde, der Magie und Wahrsagung. Die Druiden lehrten die Unsterblich' feit und die Wanderung der Seele von einem Körper zu dem anderen; sie prägten eine auf diesen Glauben begründete Verachtung des Le- bens ein; sie wußten vieles von den Himmelskörpern und deren Be- wegung, vom Anfange der Welt und der Länder, der Natur der Dinge, den Kräften und der Macht der Götter. Wenn Cäsar be- richtet, die Wissenschaft der Druiden sei in Britannien erfunden, so irrt er, und dieser Irrthum ist dadurch entstanden, daß zu Cäsars Zeit, wie die gallischen Einrichtungen überhaupt, so auch das gal- lische Druidenthum in Verfall, dagegen Britannien Hauptsitz des Druidenthums geworden war. Deshalb begaben sich auch gallische Jünglinge nach Britannien, um dort die Weisheit der Druiden zu erlernen. Die Gallier hatten auch Priesterinnen; theils mußten sie verheirathet sein, theils war ihnen die Ehe für eine bestimmte Zeit oder für immer untersagt. Unter den Druidinnen, die nicht in der Welt lebten, waren besonders die neun Priesterinnen der Insel Sena, dem westlichsten Vorgebirge Armorikas gegenüber, berühmt. Sie waren unverheirathet und weissagten nur den Seefahrern, die oft aus Furcht ihre Insel nicht zu betreten wagten. Man glaubte, daß diese Priesterinnen die Macht hätten, das Meer und die Luft zu erregen. Die Vorüberschiffenden hörten oft in stillen Nächten
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