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1. Geschichte des Mittelalters - S. 17

1854 - Weimar : Böhlau
17 der Verschiedenheit ihrer beiden großen Zweige, des Gallischen und Kymrischen, erhalten. Die Römer haben über kein fremdes Volk so viel geschrieben als über die Gallier, theils weil sie gegen kein anderes so lange und gefährliche Kriege geführt, theils weil kein anderes der römischen Natur so fremd und verschiedenartig gegen- übergestanden hat. Denn wie die Römer das beharrlichste, so sind die Gallier das wandelbarste und beweglichste Volk gewesen. Die Römer waren das kriegerischste, gesehkundigste, consequenteste, mit einem Worte das disciplinirteste und ernsteste Volk; welch' seltsames und überraschendes Schauspiel muß ihnen daher die grenzenlose Un- gebundenheit und planlose Unruhe des gallischen Lebens gewahrt ha- den. Welchen Eindruck muß nicht der Ungestüm, der Leichtsinn und die Prahlerei der alten Gallier auf den phantasielosen Ver- stand und das feste, von dem Gefühl seiner Ueberlegenheit erfüllte Herz des Römers gemacht haben. Die Alten fanden in der körper- lichen Gestalt und Farbe der Kelten und Germanen eine große Aehnlichkeit. Dagegen schildert Cäsar das Gallien seiner Zeit kei- neswegs als so rauh und unwirthbar wie Tacitus 150 Jahre nach- her Germanien. Die Gallier erscheinen nicht nur weit reicher an Heerden und Metallen, im Besitze eines lebhaften Handels auf den großen Strömen ihres Landes, sondern in jeder materiellen Ver- feinerung des Lebens den alten Deutschen bedeutend überlegen. Man sieht, daß sie auf dem Boden, den sie bewohnen, sich schon seit viel längerer Zeit eingerichtet haben. Dies gilt besonders von den im Süden wohnenden Galliern, die seit der frühesten Zeit mit Phö- niciern und Karthagern, später mit Griechen und Römern in Ver- bindung gewesen und weit gebildeter waren, als ihre nördlichen Brüder, unter welchen Cäsar besonders die Beigen als ein äußerst rauhes und kriegerisches Volk schildert. Die Gallier waren von hoher Gestalt, blond und von einer Konstitution, die mehr zu einem augenblicklichen Andränge, als zu einem ausdauernden Widerstände geeignet war. Sie lebten meist in Dörfern und nicht wie die alten Deutschen in einzelnen Höfen, lieb- ten die Nähe tiefer Schatten und stießender Wasser, besaßen aber zugleich viele Städte, die ihnen zu Mittelpunkten ihres politischen Lebens, zu Handelsmärkten und im Falle der Noth, bei den im- merwährenden Kämpfen der einzelnen Völkerschaften, zu befestigten Asylen dienten. Pofidonius, der im zweiten Jahrhundert v. Chr. im Abend- lande gereist war, erzählt, daß sie bei ihren Mahlzeiten um niedrige Tische saßen, wenig auf einmal, aber häufig tranken. Jeder wählte sich einen Theil des aufgetragenen Thieres, den er ganz aufaß. Nach dem Essen forderten sie sich häufig zum Scherz zu einem Waf- fengange heraus. Auch erzählt Pofidonius Manches von ihrem wil- den Kriegerstolze, daß sie z. B. mit den Schädeln ihrer erschlagenen Feinde ihre Häuser verzierten und dergleichen mehr. Als eigentliche Fehler des gallischen Charakters werden von den Alten Leidenschaft- lichkeit, Leichtsinn, Prahlerei und Uebermuth erwähnt. Cäsar stellt die Gallier als das geselligste Volk hin, das in immerwährender Verbin- dung unter sich und mit Fremden lebt, neugierig, fröhlich, Leichtsinnig, nur den Augenblick erfassend. Sie halten, erzählt er, die Reisenden auf 2
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