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1. Geschichte des Mittelalters - S. 45

1854 - Weimar : Böhlau
45 daß kein Friedensbruch erfolge, und strafen ihn, wenn er erfolgt, im Namen der beleidigten Götter, deren Diener sie sind. Von den Priestern wird auch entschieden, ob eine Berathung den Göttern . genehm ist. Loose werden geworfen, und wenn sie günstig fallen, beginnt die Verhandlung. Der Priester gebietet Schweigen, und die Versammlung ist eröffnet. Der König, oder wo es königliche Gewalt nicht giebt, der gewählte Fürst, beginnt und leitet die Ver- handlung. Jeder spricht, welcher durch Älter, Adel, Kriegsruhm ober Beredtsamkeit sich auszeichnet; keiner gebietet, nur das Anse- hen des Einzelnen übt seinen Einstuß. Vorschläge werden mit lau- tem Zuruf und Waffengeklirr begrüßt, wenn sie gefallen; unwilli- ges Geschrei bezeichnet die Verwerfung des Mißliebigen. Die Ver- sammlung entscheidet, und ihre Entscheidung ist Gesetz, Recht. Als die Völkerschaften sich zu größer« Ganzen vereinigten, ka- men zu dem Thing der Hundertschaft und des Gaus das allge- meine Landesthing, die Versammlung des Stammes, des Reiches. Da konnten nicht alle Freien erscheinen; schon die Ent- fernung, die Größe des Volkes machten es unmöglich. Zur großen Landesversammlung, mit der große Opfer verbunden waren, erschie- nen Abgeordnete der einzelnen Völkerschaften oder durch Stand ober Amt ausgezeichnete Männer und hatten die Abstimmung; doch moch- ten wohl auch viele aus dem Volke erscheinen, im Kreise umher zu- hören und ihre Zustimmung geben. Von Tacitus werden Adlige (nobiles), greje (jnxeuui), Frei- Dcr Adel, gelassene fliberli, Iibertini) und Sklaven erwähnt. Ädlige werden als Heerführer genannt; junge Adlige lieben besonders den Krieg und suchen ihn auch in der Ferne, wenn daheim Friede ist, gern nahm man Ädlige, auch Jungfrauen, zu Geiseln, weil man dadurch die Völkerschaften sich fester zu verbinden meinte; die Vermählung mit Adligen wurde besonders gesucht. Adel gehört zu den Eigen- schaften , die auffordern in der Versammlung zu reden und Ansehn beim Volke verschaffen; aus oder nach dem Abel werden die Könige gewählt. Fast alle diese Vorzüge konnten aber auch persönliche Verdienste verschaffen. Nur zur Köuigswürde, wo diese bestand, konnte Niemand berufen werden, der nicht durch den Adel seines Geschlechts dazu befähigt war. Die Könige wurden überall, wo sie sich finden, aus bestimmten Geschlechtern genommen; innerhalb derselben konnte man wählen, aber von denselben nicht ohne Noth abweichen. Der Adel jener ältesten Zeit bildete keinen durch beson- dere, gesetzlich gewährleistete Vorrechte ausgezeichneten Stand. Er beruhte auf dem Glanze, welcher die Abstammung von irgend ei- nem Heroen des Volkes über seine Nachkommen verbreitete; auch aus der Ehre, welche die Verwandtschaft mit dem königlichen Hause über alle edelen Familien, als deren edelste die königliche galt, ver- breitete. Vielleicht war der Adel mancher Familien auch durch die Pflege und Bewahrung einzelner Institute des Kultus und der Re- ligion entstanden; doch sind zu Tacitus Zeit Adel und Priester- thum bereits völlig geschieden. Wenn es etwas Großes, für das Ganze Ersprießliches zu thun gab, richteten sich die Augen des
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