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1. Geschichte des Mittelalters - S. 58

1854 - Weimar : Böhlau
58 und freundlich in ihrer Mitte. Dann träqt er nicht seine glänzende Rüstung, sondern einen Mantel und einen breirkrämpigen Hut, an welchem, wie an seinem einen Auge, ihn Sterbliche oft erkennen. Er verleiht Weisheit und Dichtkunst, den Schiffern guten Wind, den Würdigen Reichthum, den Spielern Glück im Spiele und dem Landmanne günstiges Wetter zu fröhlichem Gedeihen der Saat. Der kräftigste, gefeiertste Sohn Wuotans ist der über Regen und Wolken gebietende, sich durch Wetterstrahl und rollenden Don- ner ankündigende, den Menschen aber freundliche, väterliche Gott Donar, Thor der skandinavischen Germanen. Wie Wuotan vor- züglich Gott der Helden und der kriegerischen Begeisterung, so rst Donar vorzugsweise der Gott des Landmannes und des Ackerbaues. Zürnend rollt der rothbärtige Gott auf seinem Wagen daher, deffen Bocksgespann seine Linke lenkt, während er in der Rechten den allzerschmetternden Hammer schwingt, der nach jedem Wurfe von selbst wieder in seine Hand zurückkehrt. Auch schleudert er im Blitze niederfahrende keilförmige Steine, die heilig gehalten wer- den. Heilig war auch alles, was vom Blitze getroffen wurde. Wie Wuotan der Gott der Ernte war, so Donar der Gott der Saat und des Frühlings. Er sendet Gewitter und fruchtbaren Re- gen und thront am liebsten auf freier Bergeshöhe, wie eine Menge von Donnersbergen bezeugen. Wie dem Jupiter und Zeus ist auch Donar die Eiche heilig. Der ihm heilige Wochentag ist der Don- nerstag. Ebenfalls ein Sohn Wuotans und einer der hehrsten Götter ist Zio, der Gott des Kriegs und der Schlacht, dessen Name im Norden Tyr lautete. Während Wuotan die Geschicke der Schlacht lenkt, stürzt Zio sich grausam und blutdürstig in dieselbe hinein; ihm gehört die schreckliche Seite des Krieges, Wuotan die höhere, edle. Zio's Symbol ist das Kriegsschwert, das bei den Quaden göttliche Verehrung genoß. Dem Zio ist der Dienstag geweiht. Den Zio zu ehren wurden Schlachtgesänge angestimmt, vielleicht kriegerische Tänze, Schwerttänze, gehalten. Als Gott des Krieges wird auch Sahsnot d. i. der Schwertgenoß genannt, wohl nur ein anderer Name für Zio. Der nächste Gott an Macht und Ruhm war Fro, in Skan- dinavien Freyr genannt. Der Name bedeutet den frohen, froh- macheuden, beseligenden, wunderschönen, heiligen Herren. Fro ist der Gott der Liebe und des Friedens, der Ehe und der Fruchtbar- keit. Er theilt Wuotans schöpferische Eigenschaft, verrichtet jedoch keine Kriegsthaten. Wuotan war der Gott der sehnenden Liebe, Fro hingegen der der schöpferischen Liebe; jener weckt das Verlan- gen, dieser führt die Liebenden zusammen und segnet ihren Bund durch reiche Nachkommenschaft. Darum wurde er besonders von Mädchen und Frauen verehrt. Er war auch der Gott der Sonne und der Fruchtbarkeit, und der Landmann rief ihn als Schützer des Viehstandes an. Den Wagen des Gottes zog ein Eber, deffen goldne Borsten die Nacht gleich dem Tage erhellten. Ein Sohn Allvaters war Paltar, der Baldur des Nordens; er war der weise und milde Gott, der gerechteste, dem die Men- schen Gesetz und Recht danken, dabei zugleich der schöne, weiße,
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